ZUM TAGE

Eine bittere Ironie des Schicksals

von Redaktion

Vergabe des Ballon d‘Or

Wenn man so will, hat Real Madrid die Entscheidung am Ende selbst bestätigt. Vinicius Junior hat am Montagabend keinen Ballon d‘Or bekommen. Stattdessen ging der Preis an Rodri, der mit Manchester City die englische Meisterschaft und mit der spanischen Nationalmannschaft die Europameisterschaft gewann. So weit, so normal.

Weil derartige Entscheidungen in heutigen Zeiten aber stets ein paar Stunden vor der eigentlichen Vergabe an die Entscheidungsträger und gewisse Transferjournalisten durchsickern – Fabrizio Romano berichtete schon am Nachmittag vom zweiten Platz des Stürmers – beschlossen die Madrilenen, der Verleihung gar nicht erst beizuwohnen. Der zuvor favorisierte Vinicius, aber auch die ebenfalls nominierten Jude Bellingham, Dani Carvajal sowie Trainer Carlo Ancelotti und Clubchef Florentino Perez entschieden sich dem Vernehmen nach in letzter Sekunde dagegen, in den bereits gecharterten Flieger nach Paris zu steigen und boykottierten die Veranstaltung.

Das zeigt vor allem eins: Sie sind schlechte Verlierer und leben den Fair-Play-Gedanken nur solange, wie sie selber gewinnen. Dabei könnte genau dieser dafür ausschlaggebend gewesen sein, dass am Ende Rodri statt Vinicius die Trophäe erhielt. Mit seinen Schwalben, dem bis an die Spitze getriebenen Zeitspiel und diversen Handgreiflichkeiten auf dem Platz hat sich Vinicius einen Ruf als Provokateur erarbeitet, der in den meisten Stadien dieser Welt gnadenlos ausgepfiffen wird.

Dagegen konnte er selbst mit seinen unglaublichen fußballerischen Qualitäten nicht mehr anspielen, denn in den Vergabekriterien des Ballon d’Or ist neben individueller Qualität und Teamerfolgen auch „Klasse und Fairplay“ als drittes Kriterium gelistet. Dass der Brasilianer mitsamt der königlichen Entourage die Vergabe des Ballon d‘Or boykottierte, den er womöglich aufgrund eben jenes mangelnden Fairplays verwehrt bekam, ist eine bittere Ironie des Schicksals.

Und sie zeigt, dass sich der Fußball in diesen Sphären immer weiter zu einer Egomanie- und statusgetriebenen Selbstvermarktungsmaschinerie entwickelt hat, in der sich ganze Vereine der Lächerlichkeit preisgeben, weil sie sich bei einer willkürlich vergebenen Trophäe im Unrecht sehen.

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