„Unser Sport ist unberechenbar“

von Redaktion

Abus Magomedov über den UFC-Boom – bald auch in Deutschland?

Das war das Ende des Kampfes: Abus Magomedov konnte seinen Gegner Bruno Ferreira niederringen. © UFC

Boxen, Treten, Würgegriffe – in den Käfigkämpfen der UFC ist fast alles erlaubt. Abus Magomedov (34) ist Deutschlands Nummer eins in der größten MMA-Organisation der Welt. Am Samstagabend zwang der gebürtige Dagestaner Brunno Ferreira vor 18 000 Zuschauern beim Event in Abu Dhabi zur Aufgabe. Magomedov über den Sieg, seine Ziele, Vorurteile gegenüber Käfigkämpfen und sein großes Ziel, die UFC nach Deutschland zu holen.

Abus, Glückwunsch zum Sieg. Ihr Gegner galt als kommender Star und hat drei seiner vier UFC-Kämpfe per K.o. in der ersten Runde gewonnen. Wie groß ist die Erleichterung?

Ich wusste, ich werde diesen Kampf gewinnen, aber bin auch erleichtert. Die UFC ist sehr hart. Man hat kurze Verträge und muss sich beweisen. Das ist jetzt mein zweiter Sieg in Serie, und ich merke, dass ich nach und nach lerne, wie man auf diesem Level arbeiten muss, um nicht nur der beste Kämpfer zu sein, sondern die Fights auch zu gewinnen.

Im Internet wurde Ihnen nach zwei Niederlagen sogar schon die UFC-Tauglichkeit abgesprochen. Stören Sie diese Kommentare nicht?

Wir lesen uns das manchmal im Team nur zusammen aus Spaß vor. Sonst juckt mich das nicht.

In der Vergangenheit haben Sie bereits betont, Weltmeister werden zu wollen.

100 Prozent – alles andere wäre auch den Aufwand nicht wert. Ich habe ja schon mit vielen Jungs trainiert oder eben gekämpft, dadurch weiß ich, was ich kann und was ich noch verändern muss, um dieses Ziel zu erreichen.

Käfigkämpfe füllen weltweit Hallen. Wie erklären Sie sich die Faszination?

MMA bringt sehr viele verschiedene Kampfstile der Welt in einer Sportart zusammen: Judo, Ringen, Karate, Kickboxen, Jiu-Jitsu und weitere. Die meisten unserer Kämpfer haben eine Sportart davon ursprünglich gelernt und eignen sich über viele Jahre Training die anderen an. Dann treten sie jeder mit der eigenen Taktik und dem eigenen Schwerpunkt gegeneinander an. Mal gibt es einen brutalen K.o., mal wird, so wie jetzt bei mir, der Gegner durch einen Griff am Boden zur Aufgabe gezwungen. Der Sport ist unberechenbar und genau das fasziniert die Zuschauer.

Sie wollen ein großes UFC-Event nach Deutschland zu bringen. Wie?

Am Ende braucht es immer Menschen, die vorangehen. Das ist wie beim Boris-Becker-Effekt. Diesen Effekt muss es auch in MMA geben. Es gab zwar deutsche Kämpfer in der UFC. Aber zu der Zeit, als ich dazugekommen bin während Corona, hat MMA in Deutschland noch nicht viele interessiert. Jetzt ändert sich das: Islam Dulatov hat nun auch einen Vertrag bekommen. Und es gibt viele weitere Talente, die schon deutlich professioneller arbeiten als ich in dem Alter. (lacht). Ich möchte vorangehen. Je erfolgreicher ich in der UFC bin, desto einfacher wird es für die anderen Talente hier, und desto wahrscheinlicher wird es, dass die UFC kommen wird.

Wie realistisch ist das?

Da Oktagon kürzlich ein Event mit 60000 Fans in Frankfurt hatte, weiß man, dass Deutschland jetzt schon bereit für die UFC ist. Aber für die Organisation wird es erst richtig interessant, wenn das Land potenzielle Kämpfer für die Weltspitze hat. Daran arbeite ich, auch Islam wird seinen Weg gehen.

Lohnt sich’s finanziell?

Eine Vorbereitung mit all den Trainern, Ernährung und Reisen ist teuer. Ich habe zwar schon einen besseren Vertrag als neue Kämpfer, aber große Summen gibt es erst in der Weltspitze. Dazu ist alles sehr leistungsbezogen: Man bekommt immer eine Antrittsprämie, und es gibt einen genauso hohen Bonus für den Sieg. Man muss schon auch gewinnen, damit sich das Berufsrisiko am Ende auch lohnt. Dazu gibt es noch mal einzelne Prämien in Höhe von 50 000 Euro, zum Beispiel für besondere Knockouts. Deshalb habe ich in der ersten Aktion zum spektakulären Kick angesetzt.


INTERVIEW: PHILIPP KESSLER

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