ZUM TAGE

Oft der Anfang vom Ende

von Redaktion

Die Macht der zweiten Pokalrunde

Als der Pokal-Frust noch tief saß, gab es für diejenigen, die es auch in schweren Zeiten mit Borussia Dortmund halten, den nächsten Dämpfer. Weil für das Spielerersatz-Training am Mittwoch exakt zwei Profis zur Verfügung gestanden hätten, wurde die öffentliche Einheit abgesagt. Die Regeneration fand drinnen statt, zum Aufeinandertreffen mit den Fans kam es nur bei einer kleinen Autogrammstunde. Man sah Frust – auf beiden Seiten. Und aus der Frage nach dem Warum ist längst ein „Wie weiter?“ geworden.

Dass sich der Champions-League-Finalist des Vorjahres außer Form befindet, war in den letzten Wochen immer deutlicher geworden. Dass aber eine einzelne Woche reichen würde, um in allen drei Wettbewerben Negativ-Schlagzeilen zu schreiben, hatten selbst die Pessimisten unter den BVB-Beobachtern nicht erwartet. Das 2:5 bei Real tat weh, dem 1:2 in Augsburg folgte das böse K-Wort, das 0:1 in Wolfsburg aber hat die Lage nun wirklich dramatisiert. Das früheste Pokal-Aus seit 2011 ist selbst mit einem schnellen Stoppen der Talfahrt nicht vergessen zu machen. Seit Dienstag ist der erste Titel futsch. Punkt. Das bleibt – womöglich anders als Trainer Nuri Sahin – bis zum Saisonende.

Favoritenstürze sind im DFB-Pokal nicht neu, im Gegenteil. Sie gehören seit fast 90 Jahren dazu und sorgen für den Zauber dieses Wettbewerbs, in dem grundsätzlich immer alles passieren kann. Und trotzdem ist die Häufung der Zweitrunden-Pleiten großer Clubs in den vergangenen Jahren ein echtes Phänomen geworden. Allein der FC Bayern taugt da als gutes Beispiel. 2020 (Aus in Kiel) akzeptierte Hansi Flick „keine Entschuldigungen mehr“, 2021 (Aus in Gladbach) sagte Thomas Müller: „Wir wurden zerpflückt von A bis Z.“ Und im Vorjahr (Aus in Saarbrücken) versuchte sich Thomas Tuchel noch in Durchhalteparolen („kein Zeitpunkt, alles infrage zu stellen“) – der Rest ist bekannt.

Das jähe Ende aller Träume kommt oft unverhofft. Aber nicht selten ist ein frühes Pokal-Aus in der Rückschau der berühmte „Anfang vom Ende“. Wer es nach einem knappen Viertel der Saison noch nicht geschafft hat, bereit für große Spiele zu sein, fällt tief. Deshalb taugt diese oft unterschätzte zweite Pokalrunde im grauen Herbst als echter Gradmesser. Für den BVB – und seine Fans – ist das keine gute Nachricht. Noch schlechter geht es eigentlich nur denen, die gerne Königsblau tragen und 30 Kilometer weiter westlich trainieren. Aber das ist ein anderes Thema.

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