Pokal-Trauma? Musiala!

von Redaktion

Hattrick beim 4:0 in Mainz lässt Bayern von Berlin träumen

Traumstart für selbstbewusste Bayern: Musiala traf bereits nach 90 Sekunden zum 1:0 – und legte später doppelt nach. © imago

Mainz – Auch wenn es vor diesem Herbsttag in Mainz niemand zugeben wollte: Irgendwo im Hinterkopf waren bei den Protagonisten des FC Bayern doch die Worte Kiel, Gladbach und Saarbrücken. Drei Mal war für den Branchenprimus in den letzten vier Jahren bekanntlich in der zweiten Pokalrunde Schluss gewesen, doch Vincent Kompany machte seine Sache am Mittwochabend besser als seine Vorgänger Hansi Flick, Julian Nagelsmann und Thomas Tuchel bei ihren jeweiligen Pokal-Premieren. Die Antwort auf die Frage nach dem Trauma lautete beim sehenswerten wie ungefährdeten 4:0 (4:0) schlicht und ergreifend: Jamal Musiala! Von wegen verflixte zweite Runde.

Gleich drei Mal (2./37./45.+4) netzte der Nationalspieler schon vor der Pause ein, Leroy Sané (45. +1) tat sein Übriges für den hochverdienten Einzug ins Achtelfinale. Anders als in der letzten Saison muss der 20-malige Pokalsieger eine von drei Titelchancen also nicht schon im Herbst begraben, sondern darf vom ersten Pokalsieg seit 2020 träumen. Zudem bestätigte die Kompany-Elf eine Woche nach dem Trauma von Barcelona, dass Krisengerede – außerhalb der Champions League – gar nicht erst aufkommen muss. Die Bayern sind im Flow.

Dabei war der Coach nach dem souveränen Auftritt in Bochum zu einer Änderung in der Abwehr gezwungen. Weil Dayot Upamecano mit einer Oberschenkelprellung fehlte, kam Eric Dier zu seinem Startelfdebüt in der laufenden Saison. Auch Sane durfte erstmals von Beginn an ran und agierte mit Serge Gnabry als Flügelzange. Kingsley Coman und Michael Olise nahmen zunächst auf der Bank Platz – und erlebten von dort aus einen Bayern-Start nach Maß. Einem ersten Warnschuss von Gnabry folgte direkt der erste Treffer des Abends: Der agile Alphonso Davies zog links das Tempo an, Harry Kane ließ den Querpass auf Musiala abtropfen, der von halblinks überlegt ins lange Eck einschob. 90 Sekunden standen auf der Uhr, als der Mainzer Matchplan erstmal dahin war – und die Bayern noch selbstbewusster wurden.

Die Gäste waren ohnehin sofort auf Betriebstemperatur, 90 Prozent Ballbesitz in den ersten zehn Minuten sprachen Bände. Und auch eine lange Unterbrechung nach einem Zusammenstoß von Kane mit dem am Auge blutenden Mainz-Keeper Robin Zentner brachte Bayern nicht aus der Ruhe. Angebtrieben von Regisseur Joshua Kimmich und immer wieder genialen Musiala-Momenten bestimmte Bayern das Spiel, klare Torchancen aber ließen länger auf sich warten. Erst nachdem Mainz nach ein paar leichten Bayern-Fehlern im Aufbauspiel fünf starke Minuten inklusive eines Außennetz-Treffers durch Caci hinlegte, machte Bayern ernst. Eine Sane-Flanke von rechts konnte Kane nicht im Tor unterbringen, dafür setzte Musiala per Kopf nach (38.). Die minimale Abseitsstellung blieb unerkannt, weil der VAR in der zweiten Pokalrunde noch nicht mithilft. Ein wenig Glück für die Bayern.

Gebraucht hätten sie es nicht, denn wie dieser Abend verlaufen sollte, zeigten sie auch in der Folge. Die vier Minuten Nachspielzeit in der ersten Hälfte nämlich nutzte die kreative Offensivreihe für gleich zwei sehenswerte Angriffe. Zum ersten Mal zappelte der Ball im Netz, als Sane einen Davies-Konter verwertete. Keine zwei Minuten später legte Musiala nach schöner Laimer-Hereingabe nach. 4:0 zur Pause, das war deutlich.

Kompany brachte Mathys Tel und Thomas Müller für Kane und Musiala, der nach seinem ersten Hattrick Pause bekam. Dennoch schalteten die Münchner eher einen Gang zurück als hoch. Sogar Manuel Neuer war gegen Onisiwo noch gefordert (59.), vier Treffer aber trauen selbst die Optimisten unter den 33 305 Zuschauern den Mainzern nicht mehr zu. Schluss, Aus! Also: Spiel – und Pokal-Trauma.
HANNA RAIF

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