Ex-Roter soll Löwen-Boss werden

von Redaktion

Insolvenz abgewendet – Personalie Hiltmair sorgt für neuen Zündstoff

Falscher Stallgeruch: Anton Hiltmair in Bayern-Kluft und voller Vorfreude aufs Pokalfinale 2019. Den Segen von Präsident Reisinger soll er (trotzdem) haben. © Facebook, privat, Sampics

Richtiger Stallgeruch: Hiltmair bei einem 1860-Heimspiel.

Hiltmair oder nix: Investor Hasan Ismaik.

München – Es war eine vergleichsweise dürre Mitteilung, mit der die Löwen den Fortbestand ihrer Fußballfirma verkündeten. Anderswo wäre so ein Vorgang eine Selbstverständlichkeit, beim Giesinger Investorenverein gehört das Zittern um die KGaA-Lizenz zum ganz normalen Wahnsinn dazu. „Der TSV 1860 München hat für die laufende Saison und die Saison 2025/26 finanzielle Planungssicherheit“, meldete die Pressestelle am Donnerstag: „Der Geschäftsführer der Löwen, Dr. Christian Werner, und die beiden Gesellschafter haben sich auf ein Finanzpaket bis zum 30. Juni 2026 geeinigt.“ Details wurden nicht genannt. Die Mitteilung endet mit einer Danksagung in Richtung Ismaik, der wie immer die finanzielle Hauptlast zu tragen hat. Unsere Zeitung weiß: Es geht um eine Brückenfinanzierung in Millionenhöhe (3 Mio. allein für die laufende Saison). Insolvenzgefahr? Bis zum 30. Juni 2026 im Normallfall kein Thema mehr. Salopp ausgedrückt: Als sich München auf das Gruselfest namens Halloween vorbereitete, entzogen die Löwen den kursierenden Horrorszenarien den Nährboden.

Alle Probleme somit beseitigt? Natürlich nicht. Wie bei der Hydra in der griechischen Mythologie wachsen bei den Giesingern die Gefahren für den Betriebsfrieden nach. Wie berichtet hat Ismaik seinen Beitrag zur finanziellen Rettung an eine Bedingung geknüpft, und seine aktuelle Forderung trägt den Namen Anton Hiltmair (40). Hiltmair, ein selbständiger Immobilien-Unternehmer aus Baldham, soll neuer kaufmännischer Geschäftsführer der KGaA werden. Zuletzt machte sich Vizepräsident Karl-Christian Bay um den Rettungs-Deal verdient, assistiert von Werner, der seit dem Aus für Oliver Mueller ein Schlafsofa im Büro stehen hat. Aus Sicht des Beirats (Robert Reisinger, Nicolai Walch/e.V.-Seite – Saki Stimoniaris, Andrew Livingston/HAM) spricht nichts gegen Hiltmair, in Kürze darf er sich sogar dem zustimmungspflichtigen Verwaltungsrat vorstellen, der ein bisschen verstimmt ist, weil nicht mit ihm kommuniziert worden sei. Was dem Ismaik-Favoriten dort zum Nachteil gereichen könnte, ist seine Vergangenheit. Hiltmair war nämlich nicht nur Gründungsmitglied des vom e.V. hart bekämpften „Bündnis Zukunft 1860“, sondern womöglich schwerer wiegend: Es kursieren Fotos von ihm, die ihn im Trikot des FC Bayern zeigen.

Im Gespräch mit unserer Zeitung geht der Familienvater (BWL-Studium, Master in London) offensiv mit seiner Vita als Fußballfan um. Ob UI-Cup mit 1860 gegen Bate Borissov (2002) oder Pokalfinale mit Bayern (2019) – als gebürtiger Münchner sei er immer gerne ins Stadion gegangen, habe sich aber von den Roten abgewandt. Fühlte sich nicht mehr richtig an, alles zu entrückt. Von seinem Immobilienbüro in Haidhausen fährt er gerne mit der Tram ins 60er-Stadion, stieg kurzzeitig sogar als Sponsor ein und sei nur dem „BZ60“ beigetreten, weil sich die Wertschätzung für Gönner verschlechtert habe. Das Bündnis verließ er bald wieder (zu politisch) – den Skilöwen blieb er treu. Seine Vision mit 1860: Auf den eigenen Nachwuchs setzen – und trotzdem mit Nachdruck das Ziel 2. Liga verfolgen.

Wie realistisch das ist, wird sich zeigen. Erstmal gilt es für das Cottbus-gebeutelte Team, beim Topteam Sandhausen zu bestehen (Samstag, 14.03 Uhr). In der PK drückte sich Argirios Giannikis ums heiße Thema Hiller-Rückkehr herum, sagte nur allgemein: „Die Balance zwischen Offensive und Defensive ist entscheidend.“ Akute Jobsorgen muss er sich wohl nicht machen, denn: Geld für einen Trainerwechsel ist im neuen Finanzpaket nicht vorgesehen.
ULI KELLNER

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