Glückliches Bambi

von Redaktion

FCB darf hoffen: Musiala kann sich Verlängerung vorstellen

Oft nur per Foul zu stoppen: Hier bringt Nadiem Amiri Musiala zu Fall. © Imago

Kopfballungeheuer: Jamal Musiala traf gegen Mainz dreifach. © IMAGO

Mainz – Aus seiner ungewohnten Rolle als Dreifachtorschütze machte sich Jamal Musiala am späten Mittwochabend einen echten Spaß. Den Ball, mit dem der 21-Jährige beim souveränen 4:0 (4:0) des FC Bayern in der zweiten Pokalrunde bei Mainz 05 den ersten Hattrick seiner Karriere erzielt hatte, hatte der Mann des Abends stets griffbereit – und er spulte mit ihm das Programm ab, das er vom Hattrick-König Harry Kane bestens kennt.

Alle Mitspieler mussten das runde Leder signieren, das obligatorische Selfie mit Ball auf dem Rasen der MEWA-Arena durfte natürlich auch nicht fehlen. Und der krönende Abschluss war ein Video aus der Kabine. Sichtlich Spaß hatte Musiala bei seiner perfekten Kane-Imitation, die Botschaft drang bis weit in die Katakomben: Da ist einer gut drauf. So gut, dass die Mainzer Gegenspieler wie die gesamte Fußball-Welt staunen – und die Bayern Musiala besser heute als morgen langfristig binden wollen.

Logisch, der Gala auf dem Rasen folgte die Frage nach der Zukunft. Und auch wenn Sportvorstand Max Eberl nach dem Sieg über den Pokalfluch noch abwiegelte („nicht der richtige Zeitpunkt heute“), ließen die Worte, die der Mann des Abends wählte, aufhorchen. „Ich kann es mir vorstellen“, sagte Musiala über eine Verlängerung seines aktuell bis 2026 gültigen Vertrages und berichtete von „guten Gesprächen“. Zudem betonte er in jedem seiner „zehn Interviews“ nach Spielende, was offensichtlich ist: „Ich bin sehr glücklich hier. Ich hoffe, das seht ihr auch.“ Er grinste, als er aus Fortschritt und Zeitrahmen der Verhandlungen lieber „ein Mysterium“ machen wollte. Immerhin aber stellte er in Aussicht, sich „in der Winterpause mehr Zeit“ für konkrete Überlegungen zu nehmen.

Wie diese auszusehen haben, gab Thomas Müller ihm gerne mit auf den Weg. „Falls er Gedanken daran verschwendet, nicht hier zu bleiben, wird er gut daran tun, es sich drei, vier, fünf Mal zu überlegen“, sagte das Münchner Urgestein, das Musiala nach einer zauberhaften ersten Halbzeit mit drei Treffern (2./37./45.+4) ersetzte. Die Tendenz ist klar: Musiala soll als Gesicht des FC Bayern auch monetär wertgeschätzt und zu den Topverdienern aufsteigen. Und Müller ist sich sicher: „Jamal weiß, welchen Stellenwert er bei den Fans hat, wie ihn die Leute lieben.“ Er dribbelt wie ein König, er trifft aktuell wie am Fließband – und das Gute ist: Musiala hat noch nicht fertig.

Als „lernwillig“ bezeichnete Müller den jungen Kollegen, dem er sich gerne als Mentor annimmt. Der 35-Jährige verriet mit Blick auf zwei echte Abstauber-Tore von Musiala: „Ich bin da schon länger dran. Aber Jamal hat es sich auch vorgenommen, deutlich mehr von diesen Toren zu machen, wo es vorher kein Dribbling braucht.“ Auch Musiala gab zu: „Das hat mir in der Vergangenheit gefehlt.“ Nicht alles muss Zauberei sein auf dem Platz – vielmehr ist der DFB-Kicker auf dem besten Weg zu einem kompletten Spieler. Einem wie Zinedine Zidane oder Ronaldinho, an die Trainer Vincent Kompany nach der Gala dachte: „Er beeinflusst ein ganzes Spiel und kann auch ohne 1000 Tore einer der unglaublichsten Spieler der Welt werden.“

Es ging schon viel um die Zukunft in dieser Nacht von Mainz. Aber diesen ersten Hattrick – inklusive Jubel-Imitation von NBA-Legende Stephen Curry – durfte Musiala auch einfach mal genießen. „Jahrelang“, sagte Musiala lachend, habe er die 1,2,3-Geste vor dem Spiegel geübt. Und gerne macht er sie auch immer wieder. Nicht nur Kompany hofft, dass es am Samstag (15.30 Uhr) gegen den Tabellenvierten Union Berlin „so weitergeht“. Und Mama Carolin wird bis dahin einen guten Platz für den ersten Hattrick-Ball ihres Sohnes gefunden haben. Der nämlich verriet: „Sie muss drauf aufpassen. Bei mir würde er nur rumfliegen.“ Da hat Kane dem Hattrick-Neuling doch noch etwas voraus.
HANNA RAIF

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