„Ich halte nichts von Trainer-Endspielen“

von Redaktion

Löwen-Aufstiegsheld Matthias Imhof trifft als Sportdirektor in Sandhausen auf seine alte Liebe

„Das Ziel ist die Zweite Liga.“: Matthias Imhof peilt mit dem SSV Sandhausen den Wiederaufstieg an – spätestens 2026. © IMAGO

München – Marienplatz, 12. Juni 1994. Einen Tag, nachdem der TSV 1860 in Meppen in die Bundesliga aufgestiegen war, feiern die Löwen die große Party mit den Fans. Aufstiegsheld Matthias Imhof tritt ans Mikro, ruft freudentrunken: „Auf der Isar schwimmt ein Fußball und der Fußball schwimmt ins Meer. Und der Fußball der geht unter – und die Bayern hinterher!“ Die Fans jubeln, Sechzig ist zurück auf der großen Fußball-Bühne. 30 Jahre später ist Imhof Gegner der Löwen. Der heute 56-Jährige ist Sportdirektor beim Drittliga-Tabellenzweiten SV Sandhausen, trifft am heutigen Samstag (14.03 Uhr/BR und MagentaSport live) auf die kriselnden Löwen. Für unsere Zeitung nahm er sich Zeit für ein Interview.

Herr Imhof, Sie sind mit Sandhausen in Ihre zweite Saison als Sportdirektor gestartet. Wie fällt Ihr bisheriges Fazit aus?

In der ersten Saison haben wir uns mehr vorgestellt (Tabellenachter/Red.). Aktuell sind wir sehr zufrieden, wie die Mannschaft in die Saison gestartet ist. Die 3. Liga ist sehr stark und ausgeglichen. Deshalb sind wir froh, dass wir bereits so viele Punkte sammeln konnten. Auch wenn wir seit drei Partien auf einen Sieg warten, haben wir diese Spiele nie verloren, erst eine Niederlage in der Saison hinnehmen müssen.

Keine große Rolle spielt bisher Niklas Lang, der vor der Saison von 1860 nach Sandhausen kam…

Er hat sich direkt in der ersten Trainingswoche verletzt. Das hat sich gezogen, er hat auch im Trainingslager gefehlt. Niklas macht es überragend im Training und kommt Schritt für Schritt an die Mannschaft heran, wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung.

Wie erwarten Sie Ihren Ex-Club 1860 am Samstag?

Das ist ein Heimspiel, obwohl sehr viele Löwenfans mitkommen werden. Wir wollen das Spiel natürlich gewinnen, auch wenn es schwer wird, da die Löwen einen guten Kader haben.

Haben Sie noch Kontakt zu Ihrem früheren Verein?

Ich hatte damals meine schönste Zeit als Spieler bei 1860, wir waren damals eine echte Einheit. Bei Sechzig habe ich meinen besten Freund, Jens Keller, kennengelernt. Mit Peter Pacult habe ich in Klagenfurt zusammengearbeitet und telefoniere zweimal die Woche. In letzter Zeit ist der Kontakt zu 1860 weniger geworden, da meine größte Bezugsperson dorthin Hans Sitzberger (zurückgetretener Ex-Vizepräsident) war. Er kommt leider nicht mit nach Sandhausen.

Sport-Geschäftsführer Christian Werner hat bei 1860 das unruhige Umfeld bereits kennengelernt. Sind Sie froh, in Sandhausen etwas mehr Ruhe genießen zu können?

Wir wissen, wie unruhig das Umfeld bei Sechzig ist. Ich weiß nicht, wie wohl er sich bei 1860 München fühlt, das kann ich nicht beurteilen. Ich bin einfach froh, in Sandhausen zu sein.

Bei 1860 steht Trainer Giannikis enorm unter Druck, wie verändert das die Arbeit eines Sport-Geschäftsführers?

Ich halte nichts von Endspielen für den Trainer. Das Wichtigste ist, dass ich vom Trainer überzeugt bin. Dann muss ich sagen: „Okay, egal ob er das nächste Spiel gewinnt oder nicht, ich bin überzeigt, dass wir das zusammen schaffen.“ Bin ich es nicht, muss ich die Reißleine ziehen und nicht erst ein Endspiel abwarten.

Wo soll es mit Sandhausen in der Zukunft hingehen?

Das Ziel ist die Zweite Liga. Letztes Jahr – so ehrlich muss man sein – lagen wir im Kader ein paarmal daneben. Jetzt haben wir einen Zwei-Jahres-Plan. Das heißt, spätestens nächste Saison wollen wir um den Aufstieg mitspielen.

Der Zuschauerschnitt des SSV liegt unter der Marke von 4000 Fans im Schnitt, genau genommen sind es 3934. Wie soll das besser werden?

Ganz einfach: Man muss nur aufsteigen. In der Gegend gibt es so viele andere Möglichkeiten – egal ob Fußball, Handball oder Eishockey. Deshalb brauchen wir in Sandhausen langfristig sportlichen Erfolg, um Zuschauer in das Stadion zu locken. Punkt, das ist einfach so.


INTERVIEW: M. BLANCO UCLES

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