Die Gratwanderung des EHC

von Redaktion

Bilanz zur DEL-Pause: Läuft es mit Kaltenbrunner besser als mit Söderholm?

Eishockey als Zentimetersache: Patrick Hager am Sonntag vor dem Frankfurter Tor. © Jan Huebner

München – Max Kaltenhauser war die Frage bei MagentaSport im Interview nach dem Penalty-Sieg in Frankfurtleicht unangenehm: Ob er jetzt in der anstehenden Länderspielpause vom Interims- zum richtigen Cheftrainer upgegradet werde? Man muss in solchen Momenten die Hierarchien beachten, man darf nicht zu fordernd auftreten, aber man muss schon auch auf das hinweisen, was man geleistet hat. Also sagte Kaltenhauser, der nach sieben Spieltagen der DEL-Saison vom geschassten Toni Söderholm übernommen hatte: Was seine nähere Zukunft betrifft, müsse man „den Winki fragen, der ist auch hier“ – „Winki“ ist Christian Winkler, der Sportchef beim EHC Red Bull München. Kaltenhauser (43) bezeichnet sich als „Teamplayer“, der jede Entscheidung des Clubs annimmt. „Wichtig ist, was die Jungs dazu sagen, wie sie das Ganze finden“, meint er. Die Resonanz aus der Mannschaft könnte dafür sprechen, ihn in seiner jetzigen Position zu belassen. Der Ebersberger kommt in der stark bayerisch geprägten Truppe menschlich gut an.

Von den reinen Zahlen ist seine Bilanz allerdings nicht besser als die von Toni Söderholm. Der frühere Bundestrainer hatte aus den sieben Spielen, in denen er coachte, 13 Punkte geholt, bei 30:24 Toren. Für Kaltenhauser stehen nach acht Begegnungen 14 Punkte und 30:23 Treffer. Schnitt Söderholm: 1,85 Punkte pro Partie. Kaltenhauser: 1,75. Doch hinter den erzielten Ergebnissen stehen unterschiedliche Geschichten. Die Siege von Toni Söderholm wirkten glücklich (7:5 in Iserlohn, 3:2 in Frankfurt), einige der Niederlagen unter Kaltenhauser hingegen unglücklich (2:4 gegen Augsburg, 1:2 gegen Köln).

Die sichtbare Veränderung seit dem Cut vom 12. Oktober: Die Münchner spielen dominanter, sie führen die DEL-Wertung in den Kategorien Puckbesitz, Schüsse und erfolgreiche Pässe an. Kaltenhauser hat die Reihen umgestellt und etwa in der Kombination Andi Eder – Maxi Kastner – Tobias Rieder ein neues Glanzstück gefunden. Allerdings musste Rieder am Sonntag in Frankfurt benommen vom Eis geführt werden, eine Szene, die auf eine Gehirnerschütterung schließen lässt. Angaben zu Diagnose und Ausfallzeit machte der EHC noch nicht. Es gab schon eine erste Verletzungswelle, gerade war sie abgeebbt, zuletzt kehrte Nico Krämmer zurück. Anders als in früheren Jahren wird die Mannschaft in der jetzt anstehenden Deutschland-Cup-Pause nicht richtig zur Ruhe kommen. Nach Landshut zur Nationalmannschaft fahren: Bittner, Daubner, Ehliz, Kastner, Hager, Eder.

„Die Entlassung eines Trainers“, blickt EHC-Kapitän Patrick Hager auf die vergangenen Wochen zurück, „geht nicht spurlos an den Jungs vorbei. Ich habe das in anderen Vereinen schon miterlebt: Frischer Wind kommt nicht so einfach auf, wie man denkt, es kann auch in die andere Richtung gehen. Ob man Spaß hat oder nicht, das ist ein schmaler Grat, und der heißt gewinnen oder verlieren.“ In Frankfurt (5:4 n.P. nach 2:4) war der EHC mal wieder auf besagtem Grat unterwegs.
GÜNTER KLEIN