Rückkehr zu den Löwen? Laut Hiltmair hat Vereinsidol Benny Lauth seine Unterstützung zugesagt, in welcher Funktion auch immer. © Imago
Sein Gremium hat das letzte Wort: Sascha Königsberg, Chef des Verwaltungsrats.
Anhörung oder Kreuzverhör? Für Anton Hiltmair wird es heute ernst. © privat, sampics
München – Daumen hoch oder Daumen runter? Heute wird es ernst für Anton Hiltmair (40), den von Hasan Ismaik unterstützten Kandidaten für die Geschäftsführung der Löwen-KGaA. Dem Auswärtsspiel in Sandhausen blieb der Immobilien-Unternehmer fern – eine weise Entscheidung, denn die Stimmung im Block der Ultras war auch so hitzig genug. „Hiltmair, verpiss dich, du rote Sau!“, stand auf einem riesigen Plakat im Fanblock – (derbe) Anspielung auf die Vergangenheit Hiltmairs als Fan und Arena-Kunde des FC Bayern. Doch wie entscheidet der Verwaltungsrat, der sich heute satzungsgemäß mit dem Bewerber treffen wird? Ob es dem Münchner reicht, dass er auch ein paar Jahre als 1860-Fan und Sponsor in die Waagschale werfen kann? Die Anhörung im neunköpfigen e.V.-Gremium könnte zum Kreuzverhör werden, der Verein bei einem negativen Beschluss ins Chaos stürzen. Wir beantworten die wichtigsten Fragen rund um die polarisierende Personalie.
Was spricht für Hiltmair?
Ausbildung zum Steuerfachangestellten, BWL-Studium an der Munich Business School, danach in London den Master of Finance abgelegt und sich 2019 mit einer Immobilienfirma („Wohnen und gut leben“) selbstständig gemacht. Hiltmair findet, dass er ausreichend qualifiziert ist für den Job des Löwen-CEO. Erfahrung im Fußball-Business hat er nicht, dafür im Wintersport. Er war es, der den ersten Langläufer Togos auf die Weltbühne brachte („Jayjay“), und für die Skiabteilung der Löwen fährt er heute Rennen. „Ziel muss sein, mittelfristig im Hintergrund zu arbeiten“, sagt Hiltmair: ,Es kann ja nicht sein, dass der Finanzchef dauernd in den Schlagzeilen steht.“ Dafür hat er einen Mann am Start, der bei Fans und Sponsoren über jeden Zweifel erhaben ist: Vereinsidol Benny Lauth. Der beliebte Ex-Stürmer habe bereits seine Unterstützung zugesagt.
Was spricht gegen Hiltmair?
Seine rote Vergangenheit, sagen die Ultras, doch dieser oberflächlichen Betrachtung wird sich das Gremium um Chefkontrolleur Sascha Königsberg nicht anschließen. Es werden auch handfestere Fragen sein, die Hiltmair heute beantworten muss. Eine der heikelsten: Hat er Geld von Hasan Ismaik kassiert, um dem Investor ein Haus in München zu vermitteln? Unsere Zeitung weiß, dass die Behauptung im Raum steht, Hiltmair hätte sich als Makler des Investors ausgegeben. Hiltmair selbst sagt aber, er habe Ismaik nur ein paar Exposés zukommen lassen. So oder so: Hiltmair, da (noch) nicht in offizieller Funktion für 1860 tätig, hätte auch Präsident Reisinger ein Haus vermitteln dürfen, im Hinblick auf seine Ambitionen bei 1860 hätte eine Geschäftsbeziehung mit einer Gesellschafterseite aber ein „Gschmäckle“.
Was sagt die Satzung?
In Punkt 11.3.6c der Satzung ist geregelt, dass das Präsidium vor einer „Beschlussfassung“ die KGaA-Geschäftsführung betreffend die Zustimmung des Verwaltungsrats einzuholen hat. Dass Robert Reisinger den Hiltmair-Passus in der Rettungsvereinbarung unterschrieb, wenn auch mit einem Vorbehalts-Vermerk, kam nicht gut an bei Königsberg, Sebastian Seeböck & Co.. Bedeutet: Vom Verwaltungsrat hängt alles ab. Nur wenn die Räte heute ihr Okay geben, kann Hiltmair wie von Ismaik gefordert Geschäftsführer werden. Bei einem Nein (es reicht eine 5:4-Mehrheit) entstünde eine Patt-Situation im Beirat (Reisinger/Walch gegen Stimoniaris/Livingston), die vor dem 50+1-Hintergrund eine Niederlage für die HAM-Vertreter wäre. Bedeutet: Hiltmair wäre raus, die Geschäftsführer-Suche finge von vorne – mit einem verstimmten Ismaik. Dass der Investor dann seinerseits seine Zusage zum Rettungspaket widerruft, ist allerdings unwahrscheinlich. Dann nämlich wäre 1860 insolvent – und alle wären Verlierer.
ULI KELLNER