Gefangen in der Achterbahn-Liga

von Redaktion

1860 sorgt für Ergebnis-Kapriolen, tritt aber saisonübergreifend auf der Stelle

„Es ist schwer, Konstanz in dieser Liga reinzubekommen“: 1860-Sportchef Christian Werner. © Sampics / Stefan Matzke

München – Bekanntlich dreht sich die Welt des Fußballs schnell, zumal in der 3. Liga. Sechs bis sieben Clubs steigen auf oder ab, Neulinge marschieren durch (zuletzt Elversberg, Ulm, Münster), Favoriten fahren Achterbahn, doch inmitten der aufgeregten 20er-Staffel gibt es eine Konstante – den TSV 1860. Seit 2018 ohne Unterbrechung dabei, selten ganz oben anzutreffen, selten auch ganz unten. Seit dem Abstieg des HFC sind die Löwen der neue Drittliga-Dino – ein Titel, der aber die wenigsten Fans mit Stolz erfüllen dürfte.

Aktuell, man glaubt es kaum im politischen Tohuwabohu, legen die Löwen sogar eine sportliche Konstanz an den Tag, die ihresgleichen sucht. Platz 13 – wie vor einem Jahr, wo die Ausbeute nach 13 Spieltagen identisch war: fünf Siege, zwei Unentschieden, sechs Niederlagen. Macht überschaubare 17 Punkte. Es ist diese Art von Konstanz, die sich keiner wünscht. Klar: Damals hieß der Trainer Jacobacci, aktuell Giannikis. Es sind andere Spieler da, der Etat ist geringer, doch das Ergebnis ist das Gleiche: 1860 tritt auf der Stelle.

Hängt natürlich vor allem damit zusammen, dass die Löwen während einer Saison das Gegenteil von Konstanz verkörpern. Nur einmal blieb die Giannikis-Elf an drei aufeinanderfolgenden Spieltagen ungeschlagen. Dazu die Ausschläge in der Ergebnis-Skala. 1:5 in Cottbus – sechs Tage später dann 3:0 in Sandhausen. Ein Auf und Ab, das auch den Sportchef beschäftigt. „Inkonstanz ist auf jeden Fall ein Thema, das wir intern diskutieren“, sagte Christian Werner im Podcast 4:3 von MagentaSport. Das sei aber ein generelles Drittliga-Problem: „Es sind lauter 50:50-Games. Jeder kann jeden schlagen. Es hört sich wie eine Floskel an, aber man kann keine Ergebnisse prognostizieren.“

Wie wahr! Die jüngsten Liga-Kapriolen stützen diese These Die Löwen-Peiniger aus Cottbus gehen eine Woche nach der 5:1-Gala in Essen unter (0:4). Beim Verein von Ex-1860-Boss Marc-Nicolai Pfeifer, der eine Woche zuvor mit demselben Ergebnis in Rostock verloren hatte. Resultat dieser kollektiven Wankelmütigkeit ist eine Tabelle, in der es eng hergeht wie nie zuvor. Lagen vor einem Jahr 23 (!) Punkte zwischen Schlusslicht Freiburg II und Tabellenführer Dresden, so trennen aktuell den Letzten Osnabrück nur 13 Zähler von Aufsteiger Cottbus, der punktgleich mit Bielefeld und Sandhausen von der Spitze grüßt.

„Es ist schwer, Konstanz in dieser Liga reinzubekommen“, sagt Werner: „Wenn man überlegt, dass zwischen dem Tabellenführer und uns sechs Punkte liegen und der Abstand zum Tabellenletzten sieben Punkte beträgt, dann sieht man, wie eng die Liga ist. Kontinuität reinzukriegen wäre toll, ist aber schwer in dieser 3. Liga.”

13 Punkte zwischen Platz 20 und Platz 1 – 2023 waren es 23

Immerhin: Abgehängt ist keiner, für alle Clubs ist noch alles drin. Auch für die Löwen, die vor einem Jahr schon elf Punkte Rückstand auf die Tabellenspitze hatten? Werner sagt: „Für uns ist es wichtig, dass wir uns kontinuierlich weiterentwickeln.“ Zum Beispiel über Heimsiege. Gab es erst einen in dieser Saison, was zur nächsten Konstanten führt: Daheim tut sich 1860 schwer, und wer seine Heimspiele nicht gewinnt, der hat gute Chancen, noch länger als Drittliga-Dino für Kontinuität zu sorgen.
ULI KELLNER

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