Einmal Löwe, immer Löwe: Trares bei einem Benefizspiel für den ehemaligen Teamgefährten Olaf Bodden. © Imago
Aufholjagd: Pro Spieltag macht Bernhard Trares mit dem SV Waldhof einen Tabellenplatz gut. © IMAGO
München – Acht Spiele, 15 Punkte, 1,88 pro Partie. Seit Bernhard Trares (59) Ende September zum SV Waldhof zurückgekehrt ist, läuft es wieder beim Ex-Bundesligisten aus Mannheim. Trares und die „Buwe“ – das passt einfach, denn schon sein erstes Engagement war eine Erfolgsgeschichte: 97 Spiele zwischen 2020 und 2022, Zweier-Schnitt, Aufstieg in die 3. Liga – Trares, der Erfolgsgarant. Unser Interview mit dem ehemaligen Kapitän der Löwen vor dem Wiedersehen am Samstag im Grünwalder Stadion.
Herr Trares, von Position 20 rauf auf 11 an nur acht Spieltagen. Mit Mannheim machen Sie etwa einen Tabellenplatz pro Woche gut. Wie schafft man das?
Mit harter Arbeit und indem man konstant punktet. Anders geht es nicht in dieser Liga.
Die Formkurve der Löwen verlief ähnlich. Erst Vorletzter, jetzt 17 Punkte – wie Ihr Team. Mehr Augenhöhe geht nicht, oder?
Das kann man wohl sagen. Wobei die Schwankungen bei 1860 gefühlt ein bisschen ausgeprägter sind. Es wird in jedem Fall ein spannendes Duell.
Martin Kobylanski steht bei Ihnen immer in der Startelf, bei 1860 damals war er ein Mitläufer. Wie wichtig ist er für Ihr Team?
Jeder bei uns hat seine Rolle – auch die Einwechselspieler, die zuletzt oft noch mal eine gute Energie reingebracht haben.
Auch Terrence Boyd scheint sich unter ihren Fittichen wohlzufühlen, traf zuletzt fast in jedem Spiel. Ein Fall für Jesper Verlaat, den Ex-Waldhöfer?
Meistens beschäftigt Terrence mehrere Gegenspieler (lacht). Jesper habe ich beim Waldhof knapp verpasst – dafür habe ich mit seinem Vater Frank zusammengespielt, Ende der 90er bei Werder Bremen.
Die Abwehr der Löwen gleicht ja einer Wundertüte. Fünf Gegentore in Cottbus, sechs Tage später in Sandhausen stand dann die Null. Wie schwer ist es, diese Löwen zu lesen?
Sehr schwer! Aber nicht nur defensiv. Ich muss sagen: Drei Tore in Sandhausen zu schießen, schaffen nicht viele Teams. Noch weiß ich nicht genau, was uns erwartet, aber wir werden uns bestmöglich vorbereiten.
Als Sie noch das Löwen-Trikot trugen, war das Grünwalder Stadion eine Festung. Jetzt ist 1860 die zweitschlechteste Heimelf der 3. Liga, hat von sechs Spielen vier verloren…
Ich bin jetzt nicht so im Thema drin. Vielleicht ist der Druck daheim zu groß. Uns hat das Stadion damals beflügelt. Im Aufstiegsjahr hatten wir einen sehr schlechten Start mit drei Niederlagen im Olympiastadion. Erst als wir ins Grünwalder gewechselt sind, lief es. Wir haben dann fast kein Heimspiel mehr verloren. Das Stadion war sicherlich der Garant, dass wir im ersten Jahr die Bundesliga gehalten haben.
Die politischen Turbulenzen sind sicher auch nicht leistungsfördernd. Blicken Sie noch durch, wer bei 1860 was will?
Als Außenstehender ist das schwer – da halte ich mich lieber raus. Klar ist nur, dass 1860 keine Einheit darstellt, das kriegt man auch aus der Ferne mit. Außerdem bin ich mit viel Power Trainer in Mannheim und glücklich, hier zu sein. Beim Waldhof haben wir einen engagierten Investor mit Bernd Beetz und seinem Sohn Christian. Die arbeiten außergewöhnlich gut, stärken ihre Leute und haben ein großes Herz für den Verein. Themen wie Stadionausbau gibt es zwar auch, aber dank der Familie Beetz hat der Club Stabilität gefunden.
Als Spieler haben Sie mit Sechzig die Bundesliga gerockt, als Co-Trainer unter Reiner Maurer immerhin 2. Liga erlebt. Sie scheinen 1860 zu können. Warum sind Sie nie Cheftrainer geworden?
Da gehören ja immer zwei dazu. Vor einem Jahr gab es mal leichten Kontakt – ein loses Gespräch, aber ohne Klarheit. Ich hatte nicht das Gefühl, dass Einigkeit herrscht, dass man zusammen etwas erreichen kann. Deswegen kam das nicht für mich infrage. Wenn man 1860 macht, muss man an einem Strang ziehen und versuchen, Richtung 2. Liga das Maximale rauszuholen.
Am Sonntag in Unterhaching trafen Sie Ihre Ex-Teamgefährten Manni Schwabl, Thomas Miller und Bernhard Winkler, und auch Ex-Vizepräsident Erich Meidert zählt zu Ihren Freunden. Gilt also der Spruch: Einmal Löwe, immer Löwe?
Ich war ja mit meiner Familie sehr lange unten. München ist unsere zweite Heimat geworden, und wenn man die Jungs sieht, mit denen einen so viel verbindet, geht natürlich das Herz auf. Das sind Freundschaften, die gewachsen sind und für immer bleiben.
Nächstes Jahr im August werden Sie 60 Jahre alt. Was möchten Sie bis dahin erreicht haben?
Wir wollen die Klasse halten – und die Mannschaft weiterentwickeln. Wir sind in der Aufbauphase, wollen Pünktchen für Pünktchen sammeln und nicht nachlässig werden. Die Liga ist unberechenbar.
Nach dem Spiel am Samstag steht eine Länderspielpause an. Verlängern Sie Ihren Aufenthalt in der alten Heimat?
Wenn, dann spontan. Wenn man so etwas plant, geht immer ein Stück weit der Fokus verloren.
Gibt es am Samstag etwas, auf das Sie sich besonders freuen?
Auf alles. Auf das Stadion, die Ordner, die Fans. Es werden sicher tolle Erinnerungen hochkommen, aber ab 14 Uhr müssen die für 90 Minuten ruhen.
INTERVIEW: ULI KELLNER