Bricht wieder auf: Boris Herrmann. © IMAGO
Sein Boot: die Malizia-Seaexplorer. © IMAGO
Les Sables-d‘Olonne – Es ist die Einsamkeit, die Boris Herrmann so fürchtet. Nicht die erbarmungslosen Stürme in völliger Abgeschiedenheit weit weg vom nächsten Hafen oder das unkomfortable Leben an Bord mit Astronautennahrung und voller Schlafmangel.
Nein, der Gedanke, über 80 Tage keinen physischen Kontakt zur Familie, zu Freunden, ja einfach zu irgendeinem Menschen zu haben, treibt den deutschen Segelstar vor seinem nächsten Abenteuer um.
„Nach der letzten Vendee Globe habe ich versucht, einen Psychologen zu finden, der mir helfen sollte. Aber ich habe niemanden gefunden, der nachvollziehen konnte, was ich durchmache“, sagte Herrmann. Dennoch steckt er nun wieder im Hafen von Les Sables-d‘Olonne in den letzten Vorbereitungen und macht sich am Sonntag um 13.02 Uhr (NDR, live) erneut bei der Solo-Regatta auf den Weg. Dem Familienvater steht eine Herkulesaufgabe in 45 000 Kilometern um die Welt bevor, auf die sein gesamtes Team seit Jahren hingearbeitet hat.
Herrmann ist dabei laut eigener Aussage aufgeregter als bei seiner Premiere, die im wahrsten Sinne mit einem Knall endete. Der erste deutsche Teilnehmer bei der Vendee kollidierte kurz vor dem Ziel mit einem Fischerboot und erreichte als Fünfter wieder das Festland. „Ich hoffe, es kommt nie wieder vor“, sagte Herrmann. Die verbesserten Instrumente der neuen „Malizia-Seaexplorer“ sollen ihn noch besser vor bösen Überraschungen auf dem Wasser bewahren.
Doch in dem Rennen mit 34 Männern und sechs Frauen – auch die in München geborene Deutsch-Französin Isabelle Joschke ist wieder am Start – kann fast alles passieren. Das zeigte die neunte Ausgabe 2020/21, als der Franzose Kevin Escoffier spektakulär aus den Wellen gerettet wurde, nachdem sein Boot in zwei Teile gebrochen war. Es gab zudem Mastbrüche und einen Zusammenstoß mit einem Wal. 2008 erlitt ein Teilnehmer im Indischen Ozean einen Oberschenkelbruch und musste von der australischen Marine gerettet werden. Es gab auch schon Todesfälle, die Sicherheit ist aber durch moderne Technik deutlich verbessert worden.
Ankommen bleibt dennoch Herrmanns größtes Ziel, den viele Menschen bei seinen Herausforderungen in den Weltmeeren begleiten werden. Mit seinen Schilderungen vom spannenden Leben an Bord der Malizia, mit der er auch Daten zum besseren Verständnis des Klimawandels sammelt, gewann er viele Fans und schaffte es in die breite Medienöffentlichkeit.
Herrmann selbst helfen seine kurzen Videos auch dabei, sich etwas weniger einsam zu fühlen auf seinem mutigen Trip um den Globus.