Der Geschichteschreiber: Andrea Trinchieri führte die Bayern 2021 in die Euroleague-Playpoffs. © IMAGO
Will mit Bayern in Europas Spitze: Gordon Herbert feiert einen Traumstart in die internationale Saison. © IMAGO
München – Nach der letzten sportlichen Begegnung mit Andrea Trinchieri muss Gordon Herbert ein bisschen suchen. 2018 ist es gewesen. Seinerzeit forderte der heutige Bayern-Coach noch mit den Frankfurt Skyliners den Italiener mit seinen Bamberger (Fast-)Allesgewinnern heraus – und schickte ihn mit einem 83:72 nach Hause. „We had some battles“, wir hatten einige Kämpfe, sagt er lächelnd.
Schon alleine deshalb dürfte das Wiedersehen am Donnerstag (20.45 Uhr) ein spezielles werden. Und das nicht nur weil der Auftritt von Trinchieris Zalgiris Kaunas (Euroleague-1.) bei Herberts Bayern (5.) so etwas wie Europas Topspiel der Woche ist. Herbert gegen Trinchieri ist auch das Duell zwischen dem Coach, der die Bayern in Europas Spitze führen will mit jenem Trainer, der das schon geschafft hat. 2020/21 stürmten die Münchner mit Andrea Trinchieri als Hauptrunden-Fünfter in die Playoffs.
Ok, davon sind die Bayern der Gegenwart noch ein gutes Stück entfernt. Und doch gibt es bereits erste Parallelen. 20/21 wie heute überzeugen die Münchner als Team. In beiden Fällen ist es dem Verein aber auch gelungen, Spieler an Bord zu holen, die an der Isar zeigen, was sie andernorts eher schuldig blieben. Damals die US-Amerikaner Wade Baldwin oder Jalen Reynolds, heute deren Landsleute Carsen Edwards oder Shabazz Napier, der auch zuletzt in Bologna den vielleicht entscheidenden Dreier setzte.
Was zu einem anderen Punkt führt: In Trinchieris bester Münchner Saison hatten die Bayern die Fähigkeit, knappe Spiele für sich zu entscheiden. 13 „Crunchtime-Siege“ sammelten Trinchieris Bayern 2021 an. Und auch jetzt zeigen die Bayern starke Nerven, wie Herzschlag-Siege wie gegen Paris, Piräus oder Bologna zeigen.
Herbert läßt solche Momente nicht zufällig gezielt trainieren. „Schnelle und entschlossene Entscheidungen“ mit dem Druck der Uhr. Momente, die aber auch Selbstbewusstsein und den entsprechenden Charakter erfordern.
Wobei die Bayern in Vladimir Lucic einen, für große Momente geradezu prädestinierten, Spieler im Moment gar nicht zur Verfügung haben. Die Muskelverletzung des Kapitäns erwies sich als komplizierter als angenommen. „In ein bis zwei Wochen“, so Herbert, were die Situation des Serben neu bewertet.
Was im Moment für nicht viel Unruhe sorgt, läuft ja auch so bestens. Allerdings trifft man nun auf einen Gegner mit ähnlichen Qualitäten. Auch Kaunas holte schon vier Siege in letzter Sekunde.
RP