Die Welt wird, wie wir seit dem Aufwachen am Mittwochmorgen wissen, noch mal ein Stück verrückter. Mit dem Fußball-Blick auf die USA fragen wir uns, ob also auch 2026 die WM wie schon 2018 in Russland und 2022 in Katar in einer Autokratie stattfinden wird. Doch eigentlich hat uns bereits der Dienstagabend in der Gemütslage von Unsicherheit und Verwirrung entlassen, denn da war Champions League – und nicht nur deren neues Format ist gewöhnungsbedürftig, sondern auch, wie einige Clubs sich präsentieren.
Blicken wir auf Bayer Leverkusen. Vorige Saison spielte der Werksclub nur in der international zweiten Klasse, der Europa League, doch aufgrund des Siegeszugs in der Bundesliga wurde geraunt von der „besten Mannschaft Europas“. Die Einschätzung ist in sich zusammengefallen. Die Finalniederlage gegen Atalanta Bergamo konnte man noch abtun als das eine Spiel, das Bayer halt mal verlieren wird – doch sich in Liverpool in einer Halbzeit vier Tore einschenken zu lassen, das fällt unter die Kategorie Entzauberung.
Wobei es natürlich auch sein kann, dass der FC Liverpool besonders stark und 2024/25 die „beste Mannschaft Europas“ ist. Erklären müsste man das mit dem Trainerwechsel. Arne Slot, der Niederländer mit dem griffig-lustigen Namen, trat eine Mission an, von der es hieß, dass jeder in ihr scheitern müsse: Nachfolger von Jürgen Klopp zu werden. Doch flugs hat er Liverpool weiterentwickelt. Was die Schlussfolgerung nahelegt: Klopp hat das Potenzial des Teams in den titellosen letzten Jahren nicht mehr wecken können, seine Geschichte als Trainer an der Anfield Road war auserzählt, er war mehr Entertainer, Repräsentant.
Doch er wird vielleicht bald wieder Trainer sein müssen bei seinem neuen Arbeitgeber Red Bull. Head of Global Soccer, den Frühstücksdirektorenposten kann er sich abschminken. Womöglich wird er gleich zum 1. Januar Head of Leipzig Soccer. RB dümpelt mit null Punkten durch die Champions League, und nicht mal aus Salzburg könnten ein paar Zähler transferiert werden wie sonst die Spieler. Auch das Red-Bull-Original wird von der Konkurrenz gerade abgefieselt.
Es ist halt nicht jeder Club ein internationaler Leuchtturm wie Borussia Dortmund. Deutschlands Bester auf großer Bühne. Obwohl Trainer Nuri Sahin mit der zweiten Mannschaft spielen muss. Er empfiehlt sich für höhere Aufgaben. Real Madrid sucht spätestens im Sommer einen neuen Carlo Ancelotti. Einen, der dann auch Kylian Mbappé zum Laufen bringt. Dass eine Champions-Truppe mitdem begehrtesten Spieler der Welt schlechter wird – verrückt, oder? Guenter.Klein@ovb.net