Von Anfield verschlungen

von Redaktion

Das Bayer-Leverkusen-Feuerwerk zündet nicht mehr

Bejubelt seinen Treffer zum 1:0: Luis Diaz. © Byrne/dpa

Keine schöne Rückkehr an die alte Wirkungsstätte: Leverkusens Cheftrainer Xabi Alonso. © Super/dpa

Von Liverpool vorgeführt: Tapsoba, Wirtz, Xhaka, Hradecky (v.l.). © dpa/Federico Gambarini

Liverpool – Am Ende einer schmerzhaften Abreibung in seiner alten Heimat fehlten selbst Xabi Alonso die Worte. Viele Dinge könne er über die erdrückende Atmosphäre beim FC Liverpool sagen, betonte der Trainer von Bayer Leverkusen kopfschüttelnd und wild gestikulierend. Aber diesen besonderen Anfield-Faktor zu erklären, der dem Double-Gewinner bei der Rückkehr des Spaniers auf die Insel zum Verhängnis wurde, sei „viel schwieriger“. Sein Fazit? „Das ist Anfield.“

Die wohlwollenden Xabi-Alonso-Gesänge der Liverpool-Anhänger waren nach dem 0:4 (0:0) in der Champions League jedenfalls längst verhallt, als der Coach der Werkself beschrieb, was er in seiner Zeit als Profi beim LFC ein ums andere Mal selbst erlebt hatte. Die Atmosphäre sei ein „Extra-Boost“, betonte Alonso. „Die Spieler merken: Okay, jetzt ist der Moment, jetzt stehen sie hinter uns und jetzt geht es los.“

Lange hatten die in dieser Saison bislang so wechselhaft agierenden Leverkusener beim Tabellenführer der Premier League vieles richtig gemacht. Doch in der 61. Minute war eben jener Moment gekommen: Als der überragende Dreifach-Torschütze Luis Diaz den Bann brach, wachte das altehrwürdige Anfield-Stadium auf – und verschlang Bayer förmlich. „Wir haben versucht, uns darauf vorzubereiten“, sagte Alonso, „aber am Ende ist es schwierig.“ Auch Leverkusen schaffte es nicht, als erste deutsche Mannschaft an der Anfield Road zu gewinnen.

Und so erlebte Alonso bei der Rückkehr zu dem Club, bei dem er von 2004 bis 2009 zum Weltstar gereift war, einen bitteren, aber zugleich lehrreichen Abend. Einen, den er nicht vollends genießen konnte. „Es war schön“, sagte Alonso mit Blick auf den wertschätzenden Empfang der LFC-Fans, „aber mit einem besseren Ergebnis wäre es noch schöner gewesen.“ Zu gerne hätten die Bayer-Profis ihrem Trainer einen Sieggeschenkt. Alonso habe „natürlich gelitten“, sagte Kapitän Lukas Hradecky: „Wir haben nicht in seine Karten gespielt, dass er mit einem solche Ergebnis nach Hause fahren muss.“ Die Leverkusener, meinte Anführer Granit Xhaka jedoch, seien „nicht die ersten und die letzten, die hier verloren haben – auch nicht so“.

Doch im Gegensatz zum Trainer wollten die Spieler den Anfield-Faktor nicht als Ausrede gelten lassen. Bayer habe Respekt vor Liverpool und dem Stadion gehabt, „aber nicht zu viel“, sagte Hradecky, „es ist nicht das Stadion, das uns geschlagen hat.“ Vielmehr sei es wie schon in einigen vergangenen Spielen „nicht das Bayer-Leverkusen-Feuerwerk“ gewesen, „das wir kennen“. Nach der ersten Königsklassen-Pleite im vierten Spiel reiste die Werkself am Mittwochmit der Erkenntnis zurück ins Rheinland, dass ihr noch einige Entwicklungsschritte bis zu Europas Elite bevorstehen werden. Leverkusen müsse weiter „lernen“, betonte Alonso, dessen Team mit sieben Punkten weiter gute Chancen auf die K.o.-Runde besitzt. Die Klatsche an seiner alten Wirkungsstätte sei „nicht das Ende der Welt“.
SID

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