Causa Hiltmair wird zur Hängepartie

von Redaktion

„Relevante“ Bedenken: Verwaltungsrat spielt Ball zurück – Was macht Ismaik?

Ende der Heimkrise? Giannikis fordert konzentrierte Löwen wie in Sandhausen (3:0).

Seine Anwälte machen 1860 das Leben schwer: Hasan Ismaik. © Sampics

Vorerst weiter als Fan unterwegs: Anton Hiltmairs Traum vom Geschäftsführer-Job bei 1860 liegt auf Eis. © privat

München – Am 25. August nahm Oliver Mueller (46) letztmals auf der Ehrentribüne des TSV 1860 Platz. Eine Woche später, beim 2:1-Sieg in Ingolstadt, fehlte er bereits und wiederum sechs Tage später war es offiziell: Muellers Projekt, die Löwen zur Nummer zwei in Bayern zu machen, ist gescheitert. Ohne Angaben von Gründen vermeldete der Verein die vorzeitige Trennung vom streitbaren Schwarzwälder. Seit dem 6. September ist der Posten des KGaA-Finanzchefs bereits unbesetzt – und daran wird sich auch so schnell nichts ändern.

Seit Freitagmittag ist klar: Immobilienunternehmer Anton Hiltmair (40, Baldham), der einzige verbliebene Bewerber für den Mueller-Job, bleibt in der Warteschleife und wird beim Heimspiel am Samstag gegen Waldhof Mannheim weiterhin als Fan unterwegs sein. Der Grund: Seitens des Verwaltungsrats, der über Hiltmairs Einstellung befinden sollte, gibt es massive Bedenken, den von beiden Gesellschaftern am 31. Oktober geschlossenen Darlehensvertrag betreffend. Etwa zur gleichen Zeit, als Argirios Giannikis am Freitag in der Spieltags-Pressekonferenz saß, wurde auch das vom Vorsitzenden Sascha Königsberg angekündigte VR-Statement öffentlich. Wörtlich ist von „relevanten Fragen“ die Rede, die „einer Beschlussfassung des Verwaltungsrats über die Bestellung eines Geschäftsführers bis zu deren Klärung entgegenstehen“. Dies gelte unabhängig von der Personalie Anton Hiltmair.

Das Problem: Die Anwälte von Hasan Ismaik haben einen Passus in den Vertrag reinverhandelt, der es 1860 unmöglich machen würde, „wie bisher autonom Geschäftsführer bestellen oder abberufen zu können“. Unsere Zeitung weiß: Die HAM, Ismaiks Firma, hätte laut Vertragstext bei e.V.-Alleingängen ab sofort ein Sonderkündigungsrecht, was 50+1 durch die Hintertür aushebeln und die Position des Vereins massiv schwächen würde. Ismaik wiederum hätte künftig Instrumente in der Hand, um – wie schon lange erhofft – Zugriff aufs operative Geschäft der KGaA zu erlangen.

Stellt sich die Frage: Was hat das Präsidium dazu bewogen, so einen Vertrag zu unterzeichnen? Antwort: Die Not war groß und kein anderer Ausweg in Sicht – schließlich mussten auf die Schnelle 8,8 Millionen Euro zur Rettung der Lizenz aufgetrieben werden. Dass das Dreierbündnis Robert Reisinger, Norbert Steppe und Karl-Christian Bay unter Zeitdruck zustimmte, ist nachvollziehbar (Stichwort Insolvenzgefahr, persönliche Haftung). Laut Satzung unerlässlich ist, dass das Kontrollgremium nun versucht, Schaden vom Verein abzuwenden. Und verstehen kann man auch, dass Ismaik versucht, Einfluss auf die Geschäftsführung zu bekommen – nicht zuletzt wegen seiner schlechten Erfahrung mit dem 50+1-Geschäftsführer Mueller.

In seiner Stellungnahme nimmt der Verwaltungsrat das Präsidium in die Pflicht, „in den Dialog mit HAM zu treten, um eine tragfähige Lösung unter hinreichender Berücksichtigung der Mitgliederinteressen herbeizuführen“. Auf gut Deutsch: Reisinger & Co. sollen den Geschäftsführer-Passus wieder rausverhandeln. Man darf gespannt sein, wie Ismaik nun reagiert – der neuerliche Machtkampf könnte zur ultimativen Zerreißprobe werden. Hiltmair, sein Kandidat, nahm die vorläufige Zurückweisung sportlich. „Ich bin in keinster Weise beleidigt oder enttäuscht“, sagte er zu unserer Zeitung: „Im Gegenteil. Wir hatten super Gespräche, und ich sehe, dass sich alle um eine Lösung bemühen. Ich harre jetzt der Dinge und warte ab, bis wieder jemand auf mich zukommt.“
ULI KELLNER

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