„Ich war nie ein Supertalent“

von Redaktion

St. Paulis Eggestein über seinen Weg in die Bundesliga und das FCB-Duell

Johannes Eggestein, Pauli-Stürmer. © IMAGO/Soares

Dreimal in Folge wurde Johannes Eggestein in der A- und B-Jugend-Bundesliga Torschützenkönig, schoss 83 Treffer in 84 Spielen und galt als neue Sturmhoffnung in Deutschland. Bei den Profis von Werder Bremen konnte sich der heute 26-Jährige trotzdem nicht durchsetzen. Über Linz und Antwerpen landete er schließlich beim FC St. Pauli, mit dem er am Samstag (15.30 Uhr/Sky) auf den FC Bayern trifft.

Herr Eggestein, sagt Ihnen der Begriff Weltpokalsiegerbesieger noch etwas?

Klar, das war für den Verein ein großer Erfolg, an den sich sicher viele noch gerne erinnern (St. Pauli gewann 2002 gegen den FC Bayern, Anm. d. Red.).

Worauf kommt es am Samstag an?

Wir haben schon gegen Leipzig oder Dortmund gezeigt, dass wir kompakt stehen und durch Umschaltsituationen quasi aus dem Nichts zu Torchancen kommen können. Das ist eine Stärke, die wir uns in dieser Saison erarbeitet haben. Außerdem wissen wir, dass Bayern mit ihrer hochstehenden Abwehrkette immer wieder Konter zulassen muss – das versuchen wir auszunutzen.

Aston Villa und der FC Barcelona haben den Rekordmeister mit dieser Taktik geschlagen.

Trotzdem reicht es nicht, hinten den Bus zu parken und nur auf Konter zu hoffen. Dafür ist Bayerns individuelle Klasse zu hoch.

In der Jugend galten Sie als das große deutsche Stürmertalent. Wie wirkt sich so etwas auf einen Teenager aus?

Man darf nicht abheben. Es war wichtig zu verstehen, dass das ein mediengemachter Hype ist. Natürlich merkt man in der Jugend, dass man erfolgreich ist und viele Tore macht. Trotzdem habe ich mich nie als Supertalent gesehen.

Wieso nicht?

Es war mir schon damals klar, dass der Sprung von der Jugend zu den Profis enorm ist. Da bringen einem Statistiken von früher nichts. Mein Umfeld war in dieser Zeit wichtig, um das Fußballgeschäft zu verstehen: Mein großer Bruder und mein Vater (Maxi Eggestein spielt beim SC Freiburg, Vater Karl war Zweitliga-Profi, Anm. d. Red.) konnten die Euphorie um meine Person einordnen und waren bemüht, meine Karriere vernünftig einzuschätzen.

Gab es nie den Gedanken, ein paar Schritte zu überspringen und zu einem großen Verein zu gehen?

Ich will nicht sagen, dass es diese Angebote nie gab, wirklich konkret waren die Anfragen aber nicht. Für mich kamen ohnehin nur Vereine aus Deutschland in Frage, bei denen es die Perspektive gab, sich zu entwickeln und bei den Profis Fuß zu fassen. Deswegen habe ich mich damals für den Profivertrag bei Werder Bremen entschieden.


INTERVIEW:

VINZENT TSCHIRPKE

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