„München ist cooler als Frankfurt“

von Redaktion

Giants-Profi Jakob Johnson über das harte NFL-Geschäft und Döner

Im Trikot der Giants: In den Vorbereitungsspielen lief Johnson auf. © IMAGO

Es ist angerichtet. Die New York Giants treffen in der Allianz Arena auf die Carolina Panthers (Sonntag, 15:30). Mit dabei: Jakob Johnson (29). Der deutsche Profi der Giants spricht mit unserer Zeitung über Essensempfehlungen für seine Teamkollegen und warum München besser als Frankfurt ist.

Jakob Johnson, Ihre Entlassungen bei den New York Giants wirken etwas skurril. Zumindest, wenn man die Regelungen nicht kennt. Können Sie erklären, wie Ihre Situation im Practice Squad aussieht?

Im Practice Squad bist du ganz normal Teil der Mannschaft. Der einzige Unterschied ist, dass du nicht spielst und nicht mit zu den Auswärtsspielen reist. Du hast aber dieselben Meetings und dieselben Trainingseinheiten. Du bist immer eine Verletzung oder eine Trainerentscheidung davon entfernt, aktiv zu spielen. An drei Spieltagen kann man aktiviert werden, man muss sich immer bereithalten. Du musst da sein, wo deine Füße sind. Du musst deine Situation realisieren, annehmen und immer das Maximum rausholen. Manchmal wird ein Platz im Practice Squad für einen anderen Spieler benötigt, dann muss ich erst entlassen, um dann wieder aufgenommen zu werden. Das ist ein ganz normaler Vorgang in der NFL.

Wie schwer fällt es einem, voll zu trainieren, und dann nicht spielen zu dürfen?

Ich will auf den Rasen, das ist ja klar. Gleichzeitig habe ich aber auch nicht das Ego und sage: Ich muss spielen und ich bin die Antwort auf alle Probleme. Die Trainer wissen, dass sie sich immer auf mich verlassen können. Im Practice Squad zu sein, ist für mich kein Grund, den Kopf hängenzulassen. Ganz im Gegenteil. Meine NFL-Karriere hätte vor Jahren vorbei sein können, meine Karriere hätte diesen Sommer vorbei sein können. Jeder Tag, den du in der NFL bekommst, ist ein Geschenk.

Die Giants gastieren am Wochenende in München. Hat sich das Team auf die Reise gefreut?

Alle sind super gespannt auf das Erlebnis, auf die Atmosphäre im Stadion. Jeder hat mitbekommen, wie die Fans bei der Premiere zusammen gesungen haben. Viele Teamkollegen haben mich nach Empfehlungen für gutes Essen gefragt. Es ist ein langer Flug, eine Zeitumstellung. Das ist für den Körper ganz klar herausfordernd. Aber überwiegend freuen sich alle total. München oder Frankfurt – ich habe der Mannschaft erklärt, dass wir da die coolere Stadt erwischt haben (lacht). Keine Kritik an Frankfurt, aber ich freue mich, dass wir im Süden sind, wo das Essen noch mal besser schmeckt.

Welche Essensempfehlungen gab es?

Zwiebelrostbraten, Käsespätzle, Maultaschen und Döner. Damit sind sie gut versorgt (lacht).

Es gibt die RTL+ Dokumentation „Jakob Johnson – Niemals Aufgeben“ über Sie, in der Sie auch berichtet haben, dass Sie Vater werden.

Ich war in meiner Karriere immer bemüht, so viel wie möglich zu zeigen. Als ich Jugendspieler war, hatten die deutschen Jungs in der NFL noch nicht so eine große Sichtbarkeit. Man hat die Namen gehört, aber man wusste nicht genau: Wie sah ihr Weg aus? Wie haben sie es in die NFL geschafft? Über YouTube und Social Media habe ich die Fans immer mit auf die Reise genommen.

Zurück zum Spiel. Die New York Giants und Carolina Panthers stehen bei einer Bilanz von zwei Siegen und sieben Niederlagen. Können sich die Fans trotzdem auf ein gutes Spiel freuen?

In der Liga hast du nicht die Möglichkeit, dich auf einer schlechten Bilanz auszuruhen oder nachzulassen. Als Spieler kämpfst du um dein Überleben in der Liga, als Trainer und Verantwortlicher um deinen Job. Es ist extrem hart, Spiele in dieser Liga zu gewinnen. Ich glaube, beide Mannschaften werden alles aus sich herausholen und für genügend Aktionen auf dem Rasen sorgen, die die deutschen Fans beeindrucken. Beide Teams wollen sich im deutschen Markt etablieren. Da ist es natürlich auch von großer Bedeutung, dass die Mannschaften sportlich abliefern. Das ist ja für keinen Verein ein einmaliger Ausflug. Alle möchten in Deutschland wachsen, die Football-Begeisterung hier ist schon riesig und wird noch größer werden.


INTERVIEW:

NICO-MARIUS SCHMITZ

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