Ausrutscher auf dünnem Eis

von Redaktion

Nicht nur technische Pannen bestimmen den Deutschland Cup

Luft nach oben: Patrick Hager (vorne) & Co. © Löb/dpa

Der Lichtblick: Die Frauen um Kapitänin Daria Gleissner gewannen den Deutschland Cup. © dpa/Daniel Löb

Samstagabend-Unterhaltung: Bei Deutschland – Slowakei bereitete das Eis Probleme. © dpa/Daniel Löb

Landshut – In Erinnerung bleiben wird dieser Deutschland Cup in seiner 35. Austragung wegen der Stunde, die zwischen zwei Sekunden lag. Samstagabend in Landshut beim Hausturnier des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), Spiel des Gastgebers gegen die Slowakei – und nach 44 Sekunden gingen die Schiedsrichter auf die Knie und widmeten sich einer Stelle auf dem Eis, die tiefe Rillen offenbarte, sodass die darunterliegende Werbefolie – ein Telekom-T – freigelegt wurde.

Erst kreiselten die Spieler, um nicht auszukühlen, es kamen die Eismeister mit einer Stickstoffkanone und verbreiteten einen Nebel wie bei einem südosteuropäischen Beitrag zum Eurovision Song Contest, anschließend fuhr der Zamboni über die Stelle, doch sie ging nicht zu. Also wurden die Mannschaften in die Kabinen geschickt, die Stadionregie versuchte das ausverkaufte Haus mit Stimmungshits (“Country Roads“, „Nach links, nach rechts“) bei Laune zu halten, es wurde eine Autogrammstunde mit drei Nationalspielerinnen ausgerufen, die zuvor ihr Turnier siegreich beendet hatten – und das mit Autogrammstunde war wörtlich zu nehmen. Nach exakt sechzig Minuten wurde der Puck wieder eingeworfen. Zu Beginn des zweiten Drittels kam er zu weiteren mehr als zehn Minuten Verzögerung, weil weitere Mängelstellen entdeckt wurden. „Es stand zwischendurch auch ein Abbruch im Raum“, so DEB-Kapitän Patrick Hager, der aber mit seinem slowakischen Amtskollegen seitens der Teams übermittelte, „dass wir spielen wollen“. Und so brachte man den Abend in brutto 3:32 Stunden über die Bühne.

Ursache des Eisfiaskos: Das Samstagsprogramm von drei Spielen plus die durch beim Abendmatch 4200 Leute entstehende Wärme hatte die Eisfläche schlicht überfordert. Das Eis war zu dünn. Anfang der Woche waren die Werbefolien für den Deutschland Cup verlegt worden, „man muss danach dann einfach mehr Schichten auflegen, morgens, abends“, so Alois Schloder (77), Eishockeylegende und langjähriger Sportamtsleiter der Stadt Landshut. Diagnose: Dünnes Eis, brüchiges Eis. Gefährlich, denn: „Wenn man da hängenbleibt, kann schnell ein Knie kaputt sein“, so DEB-Stürmer Daniel Pfaffengut.

Irgendwie passte das dahinschmelzende Eis zur Performance der deutschen Mannschaft. In den vergangenen drei Jahren hatte sie gewonnen, jeweils mit einer Truppe eher jüngerer Perspektivspieler aus den Tiefen der DEL. Diesmal waren die Kriterien für die Personalauswahl andere, Bundestrainer Harold Kreis rief ein erstes Casting für die Plätze im Olympia-Kader 2026 aus, das zog auch etablierte Kräfte nach längerer Pause zurück ins Nationalteam. Doch schon im zweiten Spiel entglitt die angestrebte Titelverteidigung, Beim 5:6 nach Penaltyschießen gegen Dänemark am Donnerstag konnte sich die Mannschaft noch darauf berufen, dass sie positive Momente hatte, den Slowaken war sie beim 2:6 deutlich unterlegen, „obwohl 30:25 Schüsse und 13:8 Chancen für uns nicht die Sprache des Spiels sprachen“, so Harold Kreis. „Wir haben ungünstige Gegentore bekommen“, sagte der Coach, wie im ersten Spiel Maxi Franzreb schwächelte im zweiten Dustin Strahlmeier. Der wesentliche Grund aber: „Auf Englisch sagt man ,They played heavy‘“, erläuterte Kreis das harte Spiel der Slowaken, „damit kamen wir auf allen Positionen nicht zurecht.“

Ein enttäuschendes Turnier, das gegen Österreich ausklang. Versöhnlich. Das Eis hielt, der Torwart (Arno Tiefensee) war gut, es gelang ein souveräner 6:0-Sieg. Wenigstens Zweiter.
GÜNTER KLEIN

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