Gute Trainer erkennt man an vielen Merkmalen: Sie können ihre Spieler motivieren, haben ein Auge für Talente und zeichnen sich mit ihrer ganz eigenen Taktik aus. Die wichtigste Fähigkeit besteht aber darin, nicht stur oder eitel zu sein und eben jene Taktik immer weiter zu verbessern.
Vincent Kompany hat genau diese Bereitschaft in den letzten Spielen gezeigt. Nachdem er zu Beginn der Saison mit aufregendem Fußball und spektakulären Ergebnissen begeisterte – der Rekordmeister erzielte allein im September innerhalb einer Woche 20 (!) Tore –, folgten gegen Aston Villa (0:1), Frankfurt (3:3) und Barcelona (1:4) drei Dämpfer für die anfängliche Euphorie.
Gleich mehrmals wurde seine Mannschaft plump ausgekontert, die gegnerischen Trainer wie Dino Toppmöller, Unai Emery oder Hansi Flick hatten dabei wenig Probleme, Kompanys riskante Taktik auszunutzen. Nun gäbe es sicherlich genug Trainer, die sich trotzig in eine Jetzt-erst-recht-Haltung stürzten und an ihrer Überzeugung festhalten, im Spitzenfußball tummeln sich neben großen Persönlichkeiten schließlich auch umso mehr große Egos.
Kompany beweist, dass er offen für neue Ideen ist
Kompany beweist mit seinem Pragmatismus in den letzten Wochen aber, dass er offen für neue Ideen ist. Er hat aus den Fehlern in den vorherigen Partien gelernt und seine Herangehensweise weiter angepasst. Das heißt nicht, dass der FC Bayern nun passiv oder abwartend spielt, die Verteidigung um Minjae Kim und Dayot Upamecano schiebt schließlich weiter hoch nach vorne. Es zeigt aber, dass beim Rekordmeister ein reiferer Anspruch eingekehrt ist. Anstatt bei Führungen zwingend noch auf den zweiten, dritten oder vierten Treffer zu gehen, genügt dem FCB nun auch ein 1:0, um zufrieden nach Hause zu fahren – und sich in den vollgepackten Wochen die Kräfte clever einzuteilen.
Drei Punkte sind schließlich drei Punkte. Vereinzelte Offensivfeuerwerke sind für die Stimmung im Team und bei den Fans logischerweise immer noch wichtig, die Aussicht auf einen Titel aber umso mehr. Mit gesteigerter Kontrolle und weniger Chaos ist der Rekordmeister in allen drei Wettbewerben auf dem besten Weg dorthin – und Kompany beweist, dass er auch als Trainer das nötige Format besitzt.