Friss oder stirb!

von Redaktion

1860-Kontrolleur Königsberg erhebt schwere Vorwürfe in Richtung HAM

„Hiltmair wird instrumentalisiert“: Verwaltungsrats-Chef Sascha Königsberg. © IMAGO

München – Sportlich hat sich die Lage beim TSV 1860 entspannt. Die Fans durften zwei 3:0-Siege bejubeln, in der Tabelle ging‘s rauf auf Platz zehn – und der Trainer plaudert wieder unverkrampft, nicht nur über das anstehende Totopokal-Duell mit der SpVgg Unterhaching (Samstag, 14 Uhr, BR). Der Aufschwung, der vor allem in Sandhausen und gegen Mannheim sichtbar wurde, sei kein Zufall, so der jüngst noch in der Kritik stehende Löwen-Coach. „Wir haben ruhig weitergearbeitet“, sagte Argirios Giannikis zu unserer Zeitung: „Es ist eine mannschaftliche Geschlossenheit da, zuletzt hatten wir eine gute Balance auf dem Platz. Entwicklungen verlaufen selten linear. Das heißt, du hast viele Aufs und Abs, aber ich glaube, dass wir daraus gelernt haben.“

Die Mannschaft schon, die Funktionärsriege eher nicht, denn politisch geht das Hauen und Stechen weiter. Die jüngste Eskalation: Beim Verwaltungsrat, der sich gegen den Rettungsvertrag der Gesellschafter stellt, ging offenbar ein anwaltliches „Drohschreiben“ ein. Darüber berichtet das Magazin „11Freunde“. Inhalt sei die auf Eis gelegte Einstellung von Anton Hiltmair als Geschäftsführer der KGaA. Gefordert werde vom VR, „Hiltmair einfach durchzuwinken“, da der Vertrag keinen anderen Spielraum lasse. So zumindest die Rechtsmeinung der KGaA-Anwälte, über die das investorkritische Magazin berichtet.

Sascha Königsberg, Vorsitzender des Gremiums, nimmt dazu in einem Interview Stellung – mit Worten, die nachdenklich stimmen, weil das politische Klima bei 1860 hoffnungslos zerrüttet scheint. Hiltmair, der anfangs ein neutraler Kandidat gewesen sei, werde „vereinspolitisch instrumentalisiert“, sagt Königsberg. Wie überhaupt der e.V. zunehmend untergebuttert werde: „Der klare Wählerauftrag an den Rat sowie an sämtliche gewählten Vertreter lautet: 50+1 ist unverhandelbar! Hierfür stehen wir mit Nachdruck ein.“ Stattdessen: „Die Satzung wird mit Füßen getreten – und die Mitglieder sollen zu Statisten degradiert werden.“

Starker Tobak ist auch, was der IT-Manager aus Pfaffenhofen zum Geschäftsgebaren der beiden Gesellschafter sagt: In besagtem Rettungsvertrag sei geregelt, dass „Hiltmair vom Beirat bereits zum Geschäftsführer bestellt worden ist, vorbehaltlich der Zustimmung des Verwaltungsrates. Diese Klausel fingiert einen Beiratsbeschluss, der nie gefasst wurde. Nach bisheriger Auffassung und zwingendem Satzungsrecht ist der Verwaltungsrat bei seiner Abstimmung aber frei.“

Anders als hier und dort behauptet, bringt Königsberg sogar Verständnis für das Einlenken des Präsidiums um Robert Reisinger auf: „Man sollte bei alledem nicht vergessen, dass hier ein enormer Druck auf den handelnden Personen lastet und jeder sehr große Verantwortung zu tragen hat. Im Extremfall geht es um Haftungsfragen – auch mit Privatvermögen. Die Ursache liegt nicht beim Präsidium, sondern darin, dass die HAM-Vertreter erst kurz vor Deadline ihre Forderungen gestellt haben – offensichtlich mit Kalkül – obwohl man ausreichend Zeit hatte, die aufgeworfenen Fragen ohne Zeitdruck zu klären.“ Kurzum: „Das Präsidium hat in einer Friss- oder Stirb-Situation das aus seiner Sicht Mögliche getan, um Schlimmstes zu verhindern.“ Unter Zeitdruck weitreichende Verträge abzuschließen, sei aber „fatal“. Fortsetzung folgt.
ULI KELLNER

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