„Hirscher ist Gold wert“

von Redaktion

Markerting-Experte über das Comeback, den FIS-Verbände-Zoff und die Ski-Zukunft

Ein Elch für den Sieger: Marcel Hirscher hat schon dreimal am Polarkreis triumphiert. © IMAGO/Walgram.

Hans-Willy Brockes, Marketing-Fachmann.

Das beschauliche Levi – im Hintergrund der Weltcuphang. © IMAGO

Levi/München – Grünes Licht für die „Black Levi“. Die Skipiste, 170 km nördlich des Polarkreises gelegen, ist bereit für den Slalom-Weltcup der Männer und Frauen an diesem Wochenende. Der Austragungsort, rund 1000 Kilometer entfernt von der finnischen Hauptstadt Helsinki, ist fester Bestandteil des Weltcupkalenders. Und geht es nach Hans-Willy Brockes, soll das auch so bleiben. „Levi ist mit seiner besonderen Umgebung wunderbar. Man müsste über die Geschichte neben den Rennen nur noch besser informieren“, sagt der Chef der ESB Marketing Netzwerk AG.

Wie die Ski-Zukunft aussehen soll und wer welche „Storys“ erzählen darf, darüber ist seit Monaten ein Streit zwischen dem Skiweltverband FIS und den großen europäischen Verbänden (DSV, ÖSV, Swiss Ski) entbrannt. Der umstrittene FIS-Boss Johan Eliasch wollte den Verbänden eine Zentralvermarktung ohne Mitsprache überstülpen. Die wehrten sich erfolgreich und bekamen kürzlich auch vor dem Landgericht I in München Recht. Die FIS schimpfte danach über ein „inakzeptables und unprofessionelles“ Vorgehen. Das kann Brockes nicht verstehen. „Die Zentralvermarktung würde mehr Geld einbringen, weil man durch ein längerfristiges Konzept andere Klientel anspricht und diese das ganze Jahr sichtbar wären. Und das nicht nur regional“, sagt der Fachmann und schiebt das große Aber hinterher: „Es kann nicht jeder Verband die gleiche Stimme haben, die FIS muss die Bedeutung der wichtigsten Verbände stärker berücksichtigen.“

Die Traditionalisten verärgert Eliasch zudem mit der immer wieder kehrenden Idee, Weltcups in Dubai oder China austragen zu wollen. „Drei Rennen in Saudi-Arabien wären sicher nicht förderlich“, sagt Brockes. Etwas mehr Offenheit aber schon. „In der Formel 1 beispielsweise waren die Vorbehalte gegenüber der Grand Prixs in den USA oder Singapur auch groß. Aber sie funktionieren.“

Geht es nach Brockes, sollte die Skiwelt die bestehenden Nationalmannschaften abschaffen und ihre Struktur nach Vorbild des Motor- oder Radsports um Werks- oder Profiteams herum aufbauen. „Sport-Organisationen sollten mehr „out oft he Box“ denken und sich an erfolgreichen Formaten orientieren“, so Brockes.

Wenn man so will, bestehen solche Teams schon jetzt. Auf Rückkehrer Marcel Hirscher trifft das mit Sicherheit zu. Der 35-Jährige hat einige Experten um sich gesammelt. Sein Vater Ferdl gehört wie Ex-Hermann-Maier-Servicemann Edi Unterberger zum Betreuerteam. Ex-ÖSV-Boss Toni Giger arbeitet als Sportchef. Vor zwei Wochen feierte Hirscher, der mit seinem eigenen Ski (Van Deer) fährt, als Neu-Holländer beim Riesenslalom in Sölden mit Rang 23 ein solides Comeback. Am Sonntag präsentiert er seinen Slalom-Schwung. „Levi ist wie Sölden ein Gradmesser dafür, wo ich nach der extrem langen Abwesenheit sportlich stehe“, so Hirscher.

Hans-Willy Brockes reibt sich bei dieser Comeback-Geschichte die Hände. „So einer wie Hirscher, der ist Gold wert. Er ist ein Held, mit dem sich die Leute identifizieren können.“ Ganz gleich, ob in Österreich, Holland oder eben am Polarkreis.
MATHIAS MÜLLER

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