Ein Team: Der 28-Jährige versteht sich gut mit Konkurrent Baumann (rechts). © dpa
München – Alexander Nübel gilt mit seinen 28 Jahren als die große Hoffnung im Tor der deutschen Nationalmannschaft und beim FC Bayern. Im Interview spricht er über seine aktuelle Rolle beim DFB, eine mögliche Deadline für eine Rückkehr nach München und sein ruhiges Gemüt.
Herr Nübel, wurde schon kommuniziert, ob Sie am Samstag gegen Bosnien-Herzegowina oder am Mittwoch in Ungarn im Tor stehen?
Bis jetzt noch nicht.
Ist diese Ungewissheit für Sie ein Problem im Hinblick auf die Spiel-Vorbereitung?
Es ist ja schon eine Luxus-Situation, dass ich überhaupt hier sein darf. Für mich ist es kein Problem, wenn ich erst ein oder zwei Tage zuvor Bescheid bekomme.
Unterscheidet sich das Torwarttraining, wenn es kleine klare Hierarchie gibt zwischen den Torhütern?
Ich bin keiner, der bei jeder Übung anfangen oder alles vorgeben muss. Das ist sowohl beim VfB Stuttgart als auch hier so. Wir verstehen uns alle gut und haben Spaß im Training.
Das Torhüter-Team wirkt sehr harmonisch.
Klar, wir sind Konkurrenten und am Ende will jeder spielen. Aber der Austausch ist fair, wir verstehen uns gut – auf und neben dem Platz. Es ist nicht so, dass wir uns aus dem Weg gehen. Es ist super entspannt, eigentlich genau so, wie ich es mag. Ich habe das auch fast immer so in den Vereinen kennengelernt.
Was fordert Bundes-Torwarttrainer Andreas Kroneberg von einem DFB-Keeper?
Natürlich das Auftreten als Nationalkeeper: Man sollte schon das Selbstverständnis mitbringen, den Adler auf der Brust zu tragen. Jeder weiß, dass Bundestrainer Julian Nagelsmann sehr hohe fußballerische Anforderungen hat, dass die Torhüter auch mit dem Ball am Fuß spielen können. Und ansonsten sollen wir natürlich versuchen, jeden Ball zu halten. Wir analysieren viel, gehen viel auf Gegentore ein, die im Verein passiert sind. Am Ende ist das hier die Spitze! Jeder will dorthin. Da sind die Anforderungen natürlich sehr hoch – aber das ist ja das Schöne.
Lernen Sie bei der Nationalmannschaft noch was dazu? Oder schießt der Stuttgarter Deniz Undav genau so gut aufs Tor wie der Münchner Leroy Sané?
Natürlich ist das hier Top of the Top! Klare kenne ich 90 Prozent der Spieler durch meine Vergangenheit. Aber die Qualität hier ist am höchsten. Ich komme immer gerne hierher. In den Spielformen kann ich viel lernen und mitnehmen. Da ist die Anforderung ebenfalls sehr hoch: Bei Ballbesitz mitspielen, bei Rondos mitspielen – und das mit den Sechsern auf den Platz bringen. Bei den Abschlüssen geht auch irre viel aufs Tor – und dann musst du auch da sein. Da kann man sich keine Pause nehmen und mal eine Minute im Kopf runterfahren.
Das Niveau beim FC Bayern ist ähnlich hoch. Haben Sie sich persönlich eine Deadline gesetzt, wann Sie wieder nach München zurückkehren wollen?
Ich habe mir keine Deadline gesetzt, auf keinen Fall. So lange Manuel Neuer da ist, macht eine Rückkehr keinen Sinn – das habe ich ja schon oft gesagt. Ich habe meinen Vertrag ja in München und den erst auch verlängert. Darum bin ich auch froh, dass ich mit dem VfB Stuttgart einen guten Leih-Verein haben: Wir spielen Champions League und haben einen sehr guten Trainer. Das kommt meinem Spielstil sehr entgegen. Was in ein oder zwei Jahren passiert? Keine Ahnung! Da bin ich relativ entspannt, was meine Zukunft angeht.
Würden Sie sich als geduldigen Menschen bezeichnen?
Ich würde sogar sagen, dass ich sehr geduldig bin – auch im Privatleben.
Was bringt Sie zum Ausrasten?
Früher war es extrem, da bin ich relativ schnell hochgegangen. In den vergangenen zwei bis vier Jahre ist das alles ruhiger geworden. In Deutschland ist man gefühlt ohnehin etwas ungeduldiger. Man regt sich schneller auf als im Ausland. Das habe ich aus meiner Zeit in Monaco mitgenommen: Wenn man gelassener bleibt, kostet das nicht so viele Nerven.
INTERVIEW: MANUEL BONKE