ZUM TAGE

Eine rote Linie muss bleiben

von Redaktion

Vermischung von Sport und Show

Eines immerhin hat Ivan Raul Buhajeruk nun ja erreicht: Man kennt ihn nun weltweit, den Namen dieses Mannes, der unter seinem Pseudonym „Spreen“ bislang vor allem in seiner Heimat Argentinien ein Begriff ist. Buhajeruk ist ein sogenannter Influencer, rund acht Millionen Menschen folgen dem 24-Jährigen in den einschlägigen Kanälen. Und jetzt ist er also für 50 Sekunden Fußball-Profi geworden.

Ok, nicht wirklich. Für den Erstligisten Deportivo Riestra war der Einsatz von Ivan Buhajeruk, der ohne auch nur eine Ballberührung blieb, nicht mehr als ein Werbegag. Man wollte sich neues – jüngeres – Publikum erschließen. Und wurde von einer monumentalen Welle der Entrüstung überrascht.

So mancher mag nun an Jake Paul denken, den eigentümlichen Youtuber, der mit Mike Tyson in den Rang steigen wird. Oder gar den ewigen Stefan Raab, der sich so gerne von Ex-Box-Queen Regina Halmich vermöbeln lässt. Aber deren Auftritte sind per se nicht mehr als klar gekennzeichnete Show.

Die Idee ist ja naheliegend und auch alles andere als neu, sich durch außersportliche Idole interessant für neue Gruppen zu machen. Auch die Basketballer des FC Bayern folgen ihr schon lange. Unter dem Motto „Music meets Basketball“ lädt man sich zumindest einmal im Jahr eine Showgröße zum Gastauftritt ein. Verbunden mit der Hoffnung, dass Sido, Badmomzjaj oder Clueso Menschen anlocken, die dann auch den Basketball für sich entdecken. Und die Bayern setzen seit geraumer Zeit auch auf Influencer – auf Ivan Buhajeruks Kollegen sozusagen – aber die sitzen im BMW Park wahlweise irgendwo unter den VIP-Gästen oder werfen nach dem jeweiligen Match dekorativ selbst auf den Korb.

Aber Trainer Gordon Herbert wird ganz gewiss keinen von ihnen auch nur eine Sekunde in einen Ernstfall gegen Alba Berlin, ratiopharm Ulm und andere schicken. Weil er genau weiß, dass er mit einer derartigen Aktion eine rote Linie überschreiten würde. Er würde Sport und Show auf bedenkliche Weise miteinander vermischen.

Ganz so eben, wie es Deportivo Riestra gerade mit Ivan Buhajeraks Kurzeinsatz getan hat. Dessen Fall nimmt nun ja auch Argentiniens Fußball-Verband unter die Lupe. Und das ist allemal gut so. patrick.reichelt@ovb.net

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