Musik in Niederbergers Ohren

von Redaktion

Leichteres Leben für Münchens Torhüter – Bald wird der dritte Mann belohnt

Das Talent: Für Simon Wolf wird ein Spielplatz gesucht. © IMAGO

Der Platzhirsch: Mathias Niederberger ist die klare Nummer eins beim EHC. © IMAGO

München – Fangquote und Gegentorschnitt – das sind die gängigen Kategorien, um die Leistung eines Torhüters zu definieren. Der Spitze der Deutschen Eishockey Liga (DEL) gehört Mathias Niederberger vom EHC Red Bull München in beiden Wertungen nicht an. Seine 92,41 Prozent gehaltener oder abgewehrter Schüsse lesen sich zwar gut, bedeuten aber lediglich Platz zwölf unter den in dieser Saison eingesetzten 33 Goalies. Die 2,64 Gegentreffer pro 60 Minuten bringen ihn ebenfalls auf Rang zwölf. Die Statistik verortet den Nationaltormann also in der Mittelklasse – doch Christian Winkler, der Managing Director Sports beim EHC, hält im Pep-Guardiola-Sound dagegen: „Mathias ist ein Toptoptoptorwart. Der beste der Liga.“ Also: Was nun?

In den ersten Saisonspielen, noch unter Toni Söderholm als Trainer, hat man Niederberger leicht verärgert wahrnehmen können, wenn es hinter ihm eingeschlagen hatte. Der EHC ließ Punkte liegen, ohne dass es explizit an seinem Keeper gelegen hätte. Es gab Partien wie Söderholms letzte, gegen Düsseldorf, als Niederberger mit einer Serie spektakulärer Paraden sein Team überhaupt ins Penaltyschießen brachte (das dann verloren wurde). Nach sieben Spielen lag der Schnitt bei 3,4 „goals against“, Max Kaltenhauser, der Toni Söderholm ablöste, erkannte: „Die Defensive ist die Stellschraube. Es ist nicht so, dass wir nur mauern, aber lieber gewinnen wir mal dreckig 1:0 als dass wir mit Spektakel 5:7 verlieren.“ Niederberger sagt: „Das ist Musik in meinen Ohren, was Max sagt.“ Seine Bilanz: „Im ersten Viertel der Saison war die Aufgabe für mich als Torwart schwieriger, jetzt ist es definitiv besser geworden.“ Die Fortsetzung des Trends soll heute (19.30 Uhr) gegen Straubing erfolgen.

794 Minuten ist der bald 32-jährige Niederberger diese Saison im Tor gestanden, lediglich der Iserlohner Andy Jenike und Nürnbergs Leon Hungerecker wurden noch stärker beansprucht. Für ein Team mit Spitzenansprüchen wie München ist es ungewöhnlich, auf der Torhüterposition kaum Rotation zu haben, in den vergangenen Jahren gab es immer auch eine Nummer zwei, die zu ihren Einsätzen kam. Simon Wolf (20) musste sich mit zwei Spielen begnügen, obwohl er als das derzeit vielversprechendste deutsche Goalie-Talent gilt. Doch durch den komplizierten Start in die Saison bedingt wollte der EHC seine Risiken minimieren – und so bestritt Niederberger alle Matches bis auf die gegen Köln (4:6) und Mannheim (5:4). Die Mannschaft sagt, es sei für sie nicht anders, wenn der junge Wolf hinten drin stehe – doch natürlich: Wer Niederberger hat, den WM-Star von 2021 („Krake von Riga“) und Vizeweltmeister von 2023, will ihn spielen lassen.

Mathias Niederberger spielt auch gerne viel. Doch ihm ist bewusst, „dass es im Interesse der Mannschaft und auch von mir liegt, dass wir einen starken zweiten Torwart haben und Simon sich entwickelt“. Das finde er „richtig und wichtig“. Und Trainer Kaltenhauser kommt es darauf an, „Mathias frischzuhalten“.

Wie man zu verfahren gedenkt: Simon Wolf soll öfter spielen. „In seinem Alter ist Spielpraxis wichtig – aber nicht vorrangig, wo sie stattfindet“, erklärt Kaltenhauser Man wird Wolf mit einer Förderlizenz ausstatten. Christian Winkler: „Wir suchen den richtigen Spielplatz für ihn.“ Für gelegentliche Einsätze andernorts.

Ist Wolf dann auf seiner Förderstelle unterwegs, rückt Christopher Kolarz (23) von drei auf zwei. Kolarz, dessen Vater Vorstandsvorsitzender des EHC-Sponsors Vitagroup ist (der Schriftzug prangt etwa auf den Aufwärmtrikots und der Torwartausrüstung), gehört dem Münchner Kader bereits in der vierten Saison an, ist aber noch ohne DEL-Spiel. Kaltenhauser stellt in Aussicht, „dass er auch mal belohnt wird. In Bad Tölz liefert er tolle Leistungen“. Dem befreundeten Oberligisten wurde Kolarz sieben Mal zur Verfügung gestellt. Die Werte sind gut: Gegentorschnitt 2,22, Fangquote 92,1 Prozent.
GÜNTER KLEIN

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