Showdown in Las Vegas

von Redaktion

Den Formel-1-Bossen droht Ärger mit der Justiz

Hier steigt die Show: Die Formel 1 in der Stadt der Sünde. © Imago

F1-Ceo Domenicali und Red-Bull-Teamchef Horner. © IMAGO

Las Vegas – Der liebe Gott bestraft auch kleine Sünden, heißt es im Volksmund. Die großen sowieso, dies gilt besonders bei vielen bibelfesten Amerikanern als Manifest. Allerdings: Die hohen Herren im Fahrerlager der automobilen Königsklasse (Frauen haben dort immer noch keine Jobs in Führungspositionen, mit Ausnahme von Suzie Wolff, der Ehefrau von Mercedes-F1-Boss Toto) leben in ihrer Blase der gefühlten Unverwundbarkeit bekanntlich nicht nach den zehn Geboten. Sie richten sich lieber nach ihrem „elften“ Gebot: Lass Dich nicht erwischen! Das könnte jetzt ihr großes Problem werden.

Ausgerechnet beim nächsten Rennen der Formel 1 in Las Vegas („Stadt der Sünde…“) übernächste Woche prallen die beiden Weltanschauungen aufeinander und es könnte für einige Formel-1-Entscheidungsträger unangenehm werden. Dort, so erfuhr unsere Zeitung, sollen FBI-Beamte im Auftrag des US-Kongresses und des amerikanischen Justizministeriums rigorose Verhöre abhalten. Es geht um den Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung, von illegalen Absprachen und schwerem Verstoß gegen das amerikanische Kartellrecht. Im Mittelpunkt der Ermittlungen stehen F1-CEO Stefano Domenicali (vom Vermarkter Liberty Media), Aston-Martin-Chef Lawrence Stroll, Mercedes-Mann Toto Wolff und Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Sie sollen rechtswidrig mit illegalen Absprachen in einer internen WhatsApp-Gruppe den Eintritt des US-Teams von Andretti zusammen mit Motorpartner GM in die Formel 1 verhindert haben. Obwohl die zuständige Automobilbehörde FIA zuvor grünes Licht für das Andretti-Projekt gegeben hatte.

Wie ernst es die Amerikaner meinen, zeigt ein Brief von Jim Jordan, Chairman des US-Kongresses, vom 7. Mai diesen Jahres. Er ist an Greg Maffei, Präsident von Liberty Media und dessen F1-CEO, Ex-Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali, gerichtet. In der „Anklageschrift“, die unserer Zeitung vorliegt, heißt es unter anderem:

Sportligen wie die Formel 1operieren in einem bemerkenswerten Bereich des Kartellrechts, in dem ein gewisses Maß an Absprachen für die Schaffung des Produkts notwendig ist. Wenn eine Sportliga jedoch von ihren Regeln und Praktiken in einer Weise abweicht, die den Wettbewerb einschränkt und das Interesse der Verbraucher an dem Produkt schwächt, kann die Absprache wettbewerbswidrig sein. Daher bitten wir um Informationen über die Entscheidung der Formel 1, die Partnerschaft von Andretti Global und General Motors (Andretti Cadillac) zu blockieren. Am 2. Oktober 2023 genehmigte die Fédération Internationale de l‘Automobile (FIA), der Dachverband der Formel 1, den Antrag von Andretti Cadillac auf Aufnahme in die Formel 1.

Die Formel 1 bemängelte hingen, dass Andretti Cadillac versucht, einen bestehenden Motorenhersteller zu verwenden, da dies „dem Ansehen und dem Ruf der Formel 1 schaden“ könnte. Gleichzeitig erklärte die Formel 1 jedoch, dass, wenn Andretti Cadillac im ersten Jahr des Teams einen neuen Motor von General Motors einsetzen würde, ein neuer Motor eine Herausforderung für das neue Team darstellen würde. Die Formel 1 kann nicht beides haben. Die Wahrheit ist, wie FIA-Präsident Muhamed Ben Sulayem erklärte, dass es bei der Ablehnung von Andretti Cadillac „nur um Geld“ geht.

Deshalb fordert Jordan die Formel 1 dazu auf, sämtliche Unterlagen bezüglich des Andrettis-Einstiegs offenzulegen. Fest steht: Beim Rennen in Austin im Oktober haben Beamte schon angefangen zu ermitteln, verzichteten jedoch noch auf drastische Maßnahmen vor Ort. Sie schlugen stattdessen Videobefragungen vor. Die Schonfrist wird in Las Vegas aber vorbei sein.


RALF BACH

Artikel 1 von 11