Gute Laune: 1860-Spielmacher Tunay Deniz beim Interview mit Sportredakteur Uli Kellner. © TSV 1860
Mitreißender Typ: Spielmacher Tunay Deniz. © Sampics
Blauer Überflieger: Tunay Deniz glänzt als Kreativdirektor im zentralen Mittelfeld der Löwen © Sampics / Stefan Matzke
München – Er ist eines der Gesichter des Löwen-Aufschwungs: Tunay Deniz, 30, mit einem Tor und zwei Assists einer der Garanten für die 3:0-Siege in Sandhausen und gegen den SV Waldhof. Überhaupt kommt der Zehner, der bei 1860 als Sechser aushilft, immer besser in Schwung. „Tunay hat eine Qualität, unser Spiel von der Mittel- in die Endzone zu verlagern“, schwärmt Trainer Argirios Giannikis vom Ex-Hallenser, „auch mit Thore Jacobsen passt es gut zusammen, obwohl beide nicht die zweikampfintensivsten Spieler sind.“ Vor dem Totopokal-Viertelfinalspiel der Löwen gegen Unterhaching (Samstag, 14 Uhr, BR live) trafen wir den gebürtigen Berliner zum Interview.
Tunay, 1860 kam zuletzt immer besser in Fahrt. Wie schafft man es, eine gute Ligaform in den Totopokal mitzunehmen?
Totopokal ist ein anderer Wettbewerb, aber unsere Auftritte in der Liga sind jetzt der Maßstab. Die letzten zwei Spiele haben gezeigt, wie wir Fußball spielen wollen. Außerdem: Es ist ein Derby – und wir wollen den Pokal gewinnen!
Mit drei Toren und drei Assists haben Sie großen Anteil am Aufschwung der Löwen, das sieht auch der Trainer so. Wann hatten Sie das Gefühl, nach ihren zwei Jahren in Halle bei 1860 angekommen zu sein?
Am Anfang ist es immer ein bisschen schwierig, in Fahrt zu kommen. Neues Umfeld, neue Umgebung. Frau und Kinder müssen sich auch erst mal wohlfühlen. Jetzt haben wir das Private so geregelt, dass ich frei aufspielen kann. Die Jungs kennen mich mit meinen Stärken und Schwächen – und umgekehrt ist es genauso.
Auch mit Thore Jacobsen harmonieren Sie immer besser. Wie begeistert waren Sie, als Ihnen Giannikis den Part als zweiter Sechser schmackhaft gemacht hat?
Ich interpretiere die Sechser-Rolle so ein bisschen eigen, sage ich mal. Wir haben das ja auch mit Thore abgesprochen, dass ich den offensiveren Part übernehme. Ich bin jetzt kein klassischer defensiver Mittelfeldspieler, sondern so ein Mischwesen.
Giannikis sagt, Sie seien wie Jacobsen kein zweikampfintensiver Spieler. Sechs Gelbe Karten sprechen aber eine andere Sprache.
Ich definiere mich jetzt nicht über Zweikämpfe, gehe ihnen aber auch nicht aus dem Weg. Die meisten meiner Gelben Karten kommen daher, dass ich taktische Fouls ziehen musste. Und was das Thema Härte angeht: Auf dem Bolzplatz, wo wir als Kinder in Berlin gespielt haben, stand: Gewachsen auf Beton. Ich bin also mit Härte aufgewachsen.
17 Torbeteiligungen für einen Absteiger wie Halle sind ein Topwert. Wir nehmen mal an: 1860 war im Sommer nicht der einzige Interessent…
Nein, tatsächlich nicht. Aber 1860 war relativ früh dran. Das hat mir ein gutes Gefühl gegeben – und meiner Frau auch. Bereut haben wir es bisher nicht (lacht).
Wie kommt es eigentlich, dass ein Spieler mit Ihren Qualitäten den Großteil seiner Karriere in der Regionalliga zugebracht hat? 218 Einsätze für den Berliner AK, Steinbach Haiger und die Offenbacher Kickers. Dagegen stehen nur 82 Drittliga-Spiele für Halle und die Löwen.
Im Fußball musst du zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein – vielleicht hat mir dieses Glück am Anfang gefehlt. Die Bindung zu Berlin war in jungen Jahren auch recht groß, ich wollte nicht zu weit weg von der Familie sein. So sind dann ein paar Regionalliga-Jahre zusammengekommen. Aber jetzt bin ich froh, hier zu sein, im dritten Jahr 3. Liga zu spielen – und gespannt, wo die Reise noch hingeht.
Eine neue Erfahrung in München dürfte auch die intensive mediale Begleitung sein – und die Unruhe, die bei einem Verein wie dem TSV 1860 an der Tagesordnung ist. Wie gehen Sie damit um?
Ganz professionell – indem ich so wenig wie möglich lese (grinst).
Was sagt denn Ihre medienerfahrene Frau zu dem ganzen Theater? Kübra ist Influencerin, hat 255 000 Follower, scheint Aufmerksamkeit also gut zu finden…
Schlagzeilen können gut sein – oder schlecht. Letztlich können wir sie als Spieler ja kaum beeinflussen.
Mit Youtube-Videos, die Sie und Kübra in privaten Momenten zeigen, haben Sie aufgehört. Warum?
Durch Corona hat uns ein bisschen der Content gefehlt. Schade, denn das kam supergut an. Ich hoffe, dass wir den Dreh noch mal kriegen.
Zurück zur Daily Soap an der Grünwalder Straße. Wie hoch ist die Motivation für Samstag?
Wir wissen um die Brisanz. Es geht ums Halbfinale, ist ein Derby, wir spielen vor den eigenen Fans. Wir werden selbstbewusst auftreten und wollen den Schwung aus der Liga überschwappen lassen
Und was ist drin im weiteren Saisonverlauf? Es sind ja plötzlich nur noch sechs Punkte auf die direkten Aufstiegsplätze…
Das stimmt, aber es sind auch nur fünf nach unten. Die Liga ist sehr eng dieses Jahr. Ich glaube, es bleibt bis zum Ende der Saison spannend.