Annäherung: Robert Reisinger und Ismaik-Mann Power (r.).
Dämpfer für seinen Chef-Traum: Anton Hiltmair. © privat, sampics
Stolze Trainerschein-Inhaber: Unter den 22 B-Lizenz-Absolventen des BFV-Lehrgangs 2024 waren auch zwei Hachinger Profis und sieben vom TSV 1860. © BFV
München – Zwei Hachinger, sieben Löwen. Neun Münchner Drittliga-Profis hatten unter der Woche allen Grund, zusammen zu feiern. Alle haben die B-Lizenz gestanden, dürften jetzt – neben ihrem Job als Fußballer – Vereine bis hoch zur Bayernliga trainieren. Manuel Stiefler und Simon Skarlatidis trugen in den Lehrgängen die Hachinger Farben, den TSV 1860 vertraten aus der Stammelf Jesper Verlaat, Max Reinthaler, Morris Schröter und Patrick Hobsch. „Die Erleichterung ist schon groß, jetzt auch bestanden zu haben“, sagte 1860-Kapitän Verlaat. Der Perspektivwechsel vom Spieler zum Trainer sei „schon gewaltig“, findet der Abwehrspieler. An diesem Samstag sehen sich alle neun Prüflinge in kurzen Hosen wieder. Ein Praxistest der besonderen Art steht an – das Viertelfinale im Totopokal des BFV.
Für Verlaat und seine Löwen wird es darum gehen, den zuletzt in der Liga gezeigten Aufwärtstrend zu bestätigen. Erklärtes Ziel ist der Einzug ins Halbfinale. 11 300 Tickets waren bis Freitagmittag verkauft – das ist einerseits Rekord für den seit 1998 ausgetragenen Cup. Andererseits: Pokalfieber sieht anders aus. In der Liga sind die Heimspiele regelmäßig ausverkauft. Womöglich spiegelt das vergleichsweise geringe Derby-Interesse auch die momentane Stimmung rund um den Giesinger Kultclub, der aktuell wieder mehr als Chaosclub wahrgenommen wird.
Verwaltungsrat, Präsidium, KGaA, Hauptsponsor. Beinahe täglich hagelt es Statements, mit denen die jeweiligen Akteure den Streit um den sog. „Rettungsdeal“ kommentieren. Immerhin: Die leidige Causa Hiltmair könnte nun ein vorläufiges Ende gefunden haben – zu Ungunsten des Kandidaten für die Geschäftsführung. In einem Offenen Brief teilte das Präsidium mit, den Darlehensvertrag – wie vom Verwaltungsrat gefordert – nachverhandelt zu haben. Wörtlich heißt es: „In Gesprächen mit Vertretern von HAM wurde nunmehr vereinbart, die Personalie des Geschäftsführers Finanzen nicht weiter, wie ursprünglich vom Darlehensgeber zwingend gefordert, in der Darlehensvereinbarung zu verankern.“
Das klingt aus e.V.-Sicht besser als es ist, denn dem Verwaltungsrat war es eher um eine generelle Machtverschiebung gegangen – hin zu den Kapitalgebern der Ismaik-Seite. Die Befürchtung ist groß, dass der neue Vertrag aufgrund einer Sonderkündigungsklausel der HAM Patt-Situationen im paritätisch besetzten Beirat heraufbeschwört, die die e.V.-Seite anders als früher nicht mehr mit dem 50+1-Hebel lösen kann. Zu hören ist, dass viele im Verein „geschockt“ sind ob der drohenden „Hannoveraner Verhältnisse“. Oberflächlich gesehen liest sich das Schreiben sachlich-versöhnlich, doch es enthält auch Passagen, die von einem tiefen Riss zeugen, der sich durch den e.V. zieht. Der Verwaltungsrat sei „kein Kabinett einer Regierung“, heißt es da. Und: „Der Verwaltungsrat darf sich nicht in den operativen Bereich einmischen.“
Beim Profiteam scheint der Fokus dennoch auf den Totopokal gerichtet zu sein. Argirios Giannikis versprach, „die bestmögliche Elf aufzubieten“. Ziemlich sicher mit einem weiteren frisch gebackenen B-Lizenz-Inhaber: René Vollath soll für Marco Hiller ins Tor rücken. Als Ex-Hachinger dürfte er wissen, wie die SpVgg am ehesten verwundbar ist.
ULI KELLNER