Lina Kimmich und ihr Mann Joshua. © Instagram
Vier Kinder haben die Kimmichs. © IMAGO
München – Im Hause Kimmich geht’s regelmäßig rund. Kein Wunder, immerhin sind Joshua und Ehefrau Lina Vierfach-Eltern: Drei Söhne und eine Tochter toben schon in den frühen Morgenstunden munter darauf los. „Die wollen morgens um halb sieben mit mir Fangen spielen, egal, was der Papa auf dem Fußballplatz erlebt hat“, erzählt der Kapitän der Nationalmannschaft im Interview mit dem „Stern“. Seine Vaterrolle hilft dem ehrgeizigen Profi dabei, mit Niederlagen besser umgehen zu können. Das Viertelfinal-Aus bei der Europameisterschaft gegen Spanien konnte Kimmich auch dank seiner Sprösslinge besser verdauen. „Noch vor ein paar Jahren hätte ich eine solche Niederlage lange mitgeschleppt. Da wäre ich nur niedergeschlagen gewesen. Jetzt bin ich Familienvater, habe vier Kinder und einen anderen Blick auf die Dinge“, berichtet der 29-Jährige und erklärt: „Meine Kinder applaudieren mir nicht, wenn ich nach einem gewonnenen Spiel nach Hause komme, und sie sind auch nicht traurig, wenn wir gerade bei der EM im eigenen Land ausgeschieden sind.“
Wie perfekt sich das Familienleben mit der DFB-Karriere bei den Kimmichs mittlerweile vereinbaren lässt, zeigt folgende Tatsache: Den Sommer-Urlaub nach dem Turnier-Aus verbrachten sie mit Robert Andrich, seiner Frau Alicia, Töchterchen Malia und Sohnemann Matteo. Gemeinsam ging es nach Südtirol in den Quellenhof im Passeiertal. „Es war ja so, dass uns zwischen den EM-Spielen unsere Familien immer wieder im Quartier besucht haben. Unsere Frauen haben sich gut verstanden. Und da es aus München nach Südtirol nicht so weit ist und sie jedes Jahr dorthin fahren – weil sie auch ein paar Kinder haben – meinten sie, wir sollen uns es doch mal überlegen“, gab Andrich jüngst einen Einblick in die Urlaubsplanung. Gemeinsam mit den jüngsten Kindern in der Kraxe ging das DFB-Duo auf Wanderung in den Bergen.
Ihre Erziehung gestalten die Kimmichs recht sportlich. Wenn Mama Lina Joggen geht, begleitet sie ein Sprössling auch mal auf dem Fahrrad. Papa Joshua tritt mit seinem ältesten Sohn (fünf Jahre) gegen den Ball. „Bis vor einem halben Jahr hat ihn das Thema Fußball wenig interessiert. Jetzt sagt er schon häufiger mal: Komm, Papa, lass uns spielen“, erzählt Kimmich. Allerdings gibt es zwischen dem Ehepaar unterschiedliche Auffassungen, was die Nachwuchstrainer-Fähigkeiten des Bayern-Stars betrifft: „Wenn ich ein Spiel gegen meinen Sohn gewinne, fließen Tränen, dann bekomme ich Ärger mit meiner Frau.“
In den Augen von Kimmich lerne man viel über sich selbst im Spiel mit den Kindern: „Sie halten einem den Spiegel vor. Wenn mein Sohn beim Fußball auf dem Boden sitzt und weint, denke ich: Hey, nimm’s nicht so schwer, steh einfach wieder auf, weiter geht’s.“ Zugleich fühle er sich an seine Kindheit erinnert: „Ich war genauso, dieser Ehrgeiz, dieses Nicht-verlieren-Können. Bloß dass das bei mir mit der Kindheit nicht aufgehört hat, sondern viele Jahre so weiterging.“
Bis heute kann der DFB-Rechtsverteidiger kein Trainingsspiel verlieren. Austauschen kann er sich dazu auch mit dem Bundestrainer. Julian Nagelsmann hatte vor der EM erzählt, dass es ihm schwerfalle, im Mensch-Ärgere-Dich-Nicht gegen seinen Sohn zu verlieren. Der Coach und sein Kapitän sind also auch in Sachen Kindererziehung auf einer Wellenlänge.
MANUEL BONKE,
PHILIPP KESSLER