Fremd im eigenen Haus

von Redaktion

Die vielfältigen Probleme des EHC RB München – Bilanz nach einem Saison-Drittel

Wenn die Gäste Grund zum Feiern haben: Am Freitag war der SAP Garden stimmungstechnisch fest in Straubinger Hand. Der EHC verlor bereits zum sechsten Mal ein Heimspiel. © Eibner

München – 17 Spiele hat der EHC Red Bull München hinter sich, schnell ist ein Drittel der Hauptrundensaison in der DEL vorüber gezogen. Mit der Spitze hat der Club nichts zu tun, es wird wohl nur um einen Platz in den Playoffs (sicher ab Platz sechs aufwärts) gehen. Es läuft auf vielen Ebenen nicht – eine Bestandaufnahme.

Defensive: „Wir haben den besten Torwart der Liga und acht Verteidiger, die ihr Handwerk verstehen“, sagt Christian Winkler. Nun, von den acht genannten Abwehrleuten ist einer, Sten Fischer, in Kaufbeuren in der DEL2 geparkt. Die Wertung „verstehen ihr Handwerk“ lässt Rückschlüsse zu. Ein Spitzen-Defender, wie es Zach Redmond (hörte 2023 auf) oder viele Jahre Daryl Boyle und Yannic Seidenberg waren, spielt für den EHC derzeit nicht. Bei Jonathon Blum lassen mit 35 Tempo und Produktivität nach.

U23-Spieler: Viel Lob bekommt Verteidiger Jakob Weber (20), der sich als Stammkraft etabliert hat. „Glaubt jemand, er hätte diese Entwicklung genommen, wenn wir immer nur verpflichten würden?“, richtet Winkler das Wort an alle Kritiker, die zuletzt Verstärkungen für die Abwehr anmahnten. Allerdings: Von den Junioren in der Offensive kommt derzeit wenig: Veit Oswald (vorige Saison zehn Treffer) ist noch torlos, ebenso Nikolaus Heigl. Ihre Eiszeiten sind mit gut elf und um die zehn Minuten überschaubar.

Importspieler: Winkler kennt die Diskussion in Fankreisen, für ihn hat sie „einen langen Bart“. Er findet: „Man muss nicht immer neun oder elf Importpositionen besetzen.“ Elf ausländische Spieler darf man in einer Saison verpflichten, neun pro Spiel einsetzen. Die EHC-Importe sind: Lancaster, Johansson, Blum, DeSousa, Brooks, Hirose und Ben Smith, der neben dem nach einer Knieverletzung gar nicht lizenzierten Parkes auf die Liste der Langzeit-Ausfälle rückt. München hat also drei- bis viermal noch Handlungsspielraum – der Kader wäre dann aber zu groß und zu teuer. Winkler meint auch: „Im Sturm sind wir tief besetzt.“ Das trifft zu, aber mehr auf die deutschen Spieler: Andi Eder, Tobias Rieder, Yasin Ehliz, Markus Eisenschmid und Maxi Kastner punkten ordentlich. Es ist auch richtig, wenn Winkler meint: „Warum soll der deutsche Spieler schwächer sein?“ Aber: Der nordamerikanische Markt gibt kurzfristig mehr her, weil er um ein Vielfaches größer ist.

Heimspiele: Von zehn Partien im SAP Garden hat der EHC nur vier gewonnen – die neue Spielstätte wird zum Tränenpalast. Die Besucherzahlen sind sehr gut (Schnitt: 9809), allerdings sind es vermehrt Gäste-Fans, die dazu beitragen. Und so geschah es, dass sowohl Berliner und Kölner als auch Augsburger (kommen am Samstag schon wieder) und die mit ganzen Busladungen angereisten Straubinger die Stimmhoheit hatten. „Ja, das kriegt man auf dem Eis mit“, bestätigt Yasin Ehliz. „Die Gastteams beziehen Energie aus unserem Gebäude“, glaubt Les Lancaster. Hinderlich auch der Unterschied des Eises zwischen Training (Halle 1 – top) und Spiel (Bowl – mau).

Trainer: Fraglich, ob der Move Max Kaltenhauser für Toni Söderholm aufgeht. Eine Serie, die von einer Befreiung der Mannschaft künden würde, hat der Neue noch nicht hingelegt, seine Bilanz ist ausgeglichen (fünf Siege, fünf Niederlagen). Er ist bei Team und Fans beliebter als sein Vorgänger – aber das ist letztlich nur ein weicher Faktor. Die einzige Währung beim EHC: Erfolg. Derzeit mangelt es daran.
GÜNTER KLEIN

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