Muskelverletzungen? Nicht mit Kompany!

von Redaktion

Gute Kommunikation zwischen dem FCB-Coach und der Fitness-Abteilung trägt Früchte

Walter Gfrerer, Bayerns neuer Fitnesschef. © IMAGO

Für Trainer Vincent Kompany ist Kommunikation extrem wichtig, er macht Spieler bei Pausenwünschen keinen Vorwurf. © MIS/Imago

München – Vincent Kompany verleiht dem FC Bayern wieder Flügel. Der neue Trainer der Münchner begeistert die Münchner Chefetage und Fans nicht nur mit spektakulärem Fußball. Unter dem Belgier sind vor allem die Außenstürmer so fit wie schon lange nicht mehr.

Auffällig: wie konstant die Flügel-Stars ihre Defensivaufgaben erfüllen. Vor allem Serge Gnabry und Kingsley Coman werden in dieser Hinsicht nach unseren Informationen clubintern als Paradebeispiele angesehen. Zwei Profis, die in den vergangenen Jahren immer wieder mit muskulären Problemen zu kämpfen hatten, aber bisher in dieser so intensiven Saison von Verletzungen verschont geblieben sind – wie ihre Kollegen Michael Olise und Leroy Sané auf der offensiven Außenbahn.

Die große Frage: Woher kommt die plötzliche körperliche Stabilität? Ein Grund dafür ist sicher Kompany. Wie unsere Zeitung erfuhr, steht die Gesundheit seiner Spieler beim Belgier an oberster Stelle. Obwohl er wie jeder Trainer am liebsten immer mit der Top-Elf spielen würde, um auch für sein eigenes Standing die besten Ergebnisse einzufahren, entlastet er die Stars, sofern notwendig.

Kompany macht seinen Spielern nie Vorwürfe, wenn sie um eine Verschnaufpause bitten. Sein eigenwilliger Vorgänger Thomas Tuchel reagierte im Februar auf der Pressekonferenz vor dem Achtelfinal-Hinspiel in der vergangenen Champions-League-Saison bei Lazio Rom (0:1) auf die Frage nach einem möglichen Comeback von Gnabry so: „Serge wer? Ah, Gnabry. Kleiner Witz. Serge fehlt gefühlt seit dem Spiel in Münster. Er ist gerade auf dem Platz und macht auf jeden Fall individuelles Fußballtraining.“ Eine Aussage, die bei einem seit Monaten immer wieder von Verletzungen zurückgeworfenen Spieler wohl kaum für Motivation und Wertschätzung gesorgt hat.

Über die vergangene Spielzeit hinweg gab es über 20 Muskelverletzungen beim FC Bayern. Im Sommer wurde Fitness-Chef Holger Broich von Walter Gfrerer als „Head of Performance“ ersetzt. Der Verein ist bis dato mit der Arbeit des 51-jährigen Österreichers sehr zufrieden. Auch der Austausch mit dem Trainerteam um Kompany und dessen langjährigen Athletiktrainer Braam Geers sowie der medizinischen Abteilung sei sehr gut, heißt es.

Interessant: Laut einer Studie des renommierten schwedischen Sportmediziners Jan Ekstrand aus dem Jahr 2018 korreliert die Kommunikation zwischen medizinischem Staff und Cheftrainer mit Verletzungen und der Verfügbarkeit der Spieler im Training sowie Spielen eines Spitzenvereins im Fußball. Insgesamt nahmen dabei 36 Topclubs aus 17 europäischen Ländern teil.

Das Ergebnis: Die Verletzungsanfälligkeit und Anzahl schwerer Verletzungen waren bei Mannschaften mit geringer Kommunikationsqualität zwischen Chefcoach und medizinischem Staff signifikant höher als bei Teams mit gutem Austausch untereinander. Mannschaften mit schlechten Werten hatten auch eine geringere Teilnahme ihrer Spieler an Trainings und eine geringere Verfügbarkeit in den Matches.

Zur Wahrheit gehört aber auch: Mit Hiroki Ito (Mittelfußbruch), Josip Stanisic (Außenbandriss im Knie), Aleksandar Pavlovic (Schlüsselbeinbruch/absolvierte gestern erstmals Teile des Teamtrainings), Sacha Boey (Meniskusriss im Knie) und Joao Palhinha (Adduktoren) hat der FC Bayern durchaus langwierigere Verletzungen zu beklagen. Von schweren Muskelverletzungen blieben die Münchner unter Kompany allerdings verschont. Und ein Grund dafür könnte der offene Austausch zwischen Trainer, Spielern und medizinischer Abteilung sein.
P. KESSLER,

M. BONKE

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