Zeit für Experimente

von Redaktion

Gruppensieg sicher: DFB kann gegen Ungarn gezielt testen

Julian Nagelsmann treibt sein Team an. © MIS/Imago

Ersatzspieler wie Robin Koch (li.) hoffen auf Einsatzchancen gegen Ungarn. © IMAGO

Budapest – Vollgepumpt mit Adrenalin – von der Gala gegen Bosnien-Herzegowina am Samstag und den wilden Achterbahnfahrten im Europa-Park am Sonntag – ging es für die Nationalmannschaft am Montagvormittag weiter in die ungarische Hauptstadt Budapest, wo am heutigen Dienstag (20.45 Uhr, ZDF) das letzte Länderspiel des Jahres stattfindet. Die Ausgangslage für Julian Nagelsmann und sein Team ist bekanntlich komfortabel: Deutschland hat den Gruppensieg bereits sicher, egal wie die Partie endet. Trotzdem soll das vergangene Länderspieljahr mit einem Sieg abgeschlossen werden.

Wer denkt, dass die DFB-Elf einen Gang zurückschalten wird, der täuscht sich. „Wir ziehen die Motivation daraus, dass wir uns entwickeln wollen“, kündigte Nagelsmann am Montag in der Puskas Arena an und hat die Weltmeisterschaft 2026 weiter fest im Blick: „Wir haben nicht viele Spiele bis dahin. Wir haben keine große Zeittoleranz.“ Im Falle einer Niederlage breche trotzdem nicht alles zusammen: „Ich glaube, dass jeder Spieler verstanden hat, dass wir uns nicht unzählige Mal noch sehen und viele Spiele haben. Es geht darum, den Weg, den wir eingeschlagen haben, weiterzugehen.“ Netter Nebeneffekt in Budapest: Da es für beide Mannschaften zumindest tabellarisch um nichts Zählbares mehr geht, bietet die Nations-League-Partie dem Nationalcoach die idealen Voraussetzungen für sinnvolle Experimente – sowohl personell als auch taktisch-spielerisch. „Stand heute werden es viele Wechsel sein“, verriet Nagelsmann und wies daraufhin, dass die finale Entscheidung erst im Laufe des Spieltags falle: „Es kann sein, dass wir neunmal wechseln, zehnmal oder vielleicht viermal.“ In jedem Fall wird Torhüter Alexander Nübel für Oliver Baumann in die Startelf rutschen (Seite 24), ebenso wie Nico Schlotterbeck statt Jonathan Tah. Ein Einsatz von Kapitän Joshua Kimmich ist nach seinem Knöchel-K.o. hingegen zu erwarten.

Schon zu Beginn des Lehrgangs kündigte Nagelsmann in der DFB-Zentrale in Frankfurt an, seine Mannschaft im Hinblick auf die Weltmeisterschaft in den USA, Kanada und Mexiko gezielt weiterentwickeln zu wollen. „Auf drei Situationen gemünzt: Wir sind vorne und wollen das Ergebnis halten. Wir sind hinten oder es steht Unentschieden und wir brauchen ein Tor. Oder es steht Unentschieden und wir wollen mal das Ergebnis halten“, erklärte Nagelsmann.

Der Bundestrainer möchte seine Mannschaft weiterentwickeln und auch experimentieren – aber in einem „begrenzten Rahmen“, meinte Nagelsmann: „Wenn wir nur den selben Stiefel bis zur WM spielen, sind wir zu leicht ausrechenbar. Wir werden sicherlich auch die ein oder andere Spieleröffnung mitreinbringen, auch mal Phasen trainieren, wo wir rein Ergebnisfußball spielen. Wir werden auch in der Übergangenszeit Videosituationen mit den Spielern besprechen, um sie weiterzubringen. Da habe ich auch einen guten Austausch mit den Vereinstrainern gehabt.“

Nagelsmann wolle zwar keinen anderen Fußball spielen, aber es werde nicht in jedem Spiel „exakt das Gleiche“ bleiben. Ungarn würde sich in jedem Fall für Experimente anbieten.
M. BONKE, P. KESSLER

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