Bittere Pointe in Minute 90.+9

von Redaktion

Ungarns Last-Minute-Tor zum 1:1 trübt deutsche Länderspielbilanz 2024

Zum Haareraufen: Nagelsmann war unzufrieden. © dpa

Erlösung in Minute 76? Felix Nmecha schoss sein erstes Länderspieltor –aber sein Treffer reichte nicht zum Happy End. © Monus/dpa

Budapest – Es reichte am Dienstagabend ein Blick in die Gästekurve der Puskas-Arena von Budapest, um um den sportlichen Stellenwert dieses 15. und letzten Länderspiels des Jahres 2024 zu wissen. Mehrere hundert Plätze waren leer geblieben, weil die letzten Punkte in der Gruppenphase der Nations League für das DFB-Team als Tabellenführer eben sportlich unbedeutend waren. Aber es gab für Julian Nagelsmann und alle, die trotzdem zusahen, einige Erkenntnisse. Die wichtigste: dass die vom Bundestrainer auf den Rasen geschickte B-Elf vielleicht gute Ansätze zeigt – es aber auf dem Weg zum anvisierten Nations-League-Titel und zur WM 2026 noch Einiges zu tun gibt. Denn es wurde kein Spektakel wie beim 7:0 gegen Bosnien-Herzegowina, sondern ein 1:1 (0:0).

Lange hatte es so gewirkt, als habe Nagelsmann den Schwung rausrotiert – dann schlug Felix Nmecha zu (76.). Weil Szoboszlai aber in der 90.+9 nach VAR-Entscheidung per Handelfmeter den Schlusspunkt für Ungarn setzte, reichte der Treffer nicht, um die deutsche B-Elf zu retten. Am Ende stand trotz der Einwechslungen diverser Zauberfüße nicht der erhoffte elfte Sieg im 15. Spiel 2024, sondern das vierte Unentschieden. Ein bitteres Ende, dennoch bleibt das Fazit positiv. Denn jeder weiß, wo man fast genau auf den Tag vor einem Jahr stand: am zwischenzeitlichen Tiefpunkt nach dem 0:2 in Österreich.

Was seitdem passiert ist, konnte man zumindest in Teilen auch in Budapest sehen. Zwar bewahrheitete sich die Prognose von Joshua Kimmich – „ich bin überzeugt, dass wir keinen großen Qualitätsabfall haben“ – nicht, dennoch versteckten sich die neun Neuen um den Kapitän sowie Robert Andrich nicht, sondern wollten das Spiel in die Hand nehmen. Man ging die Sache in allen Mannschaftsteilen offensiv an, aus der Viererkette um Kimmich, Robin Koch, Nico Schlotterbeck und Benjamin Henrichs über die Sechser Andrich und Nmecha bis hin zur Angriffsabteilung um Julian Brandt, Leroy Sané, Chris Führich und Serge Gnabry. Doch während das hohe Pressing zunächst sehr effektiv war, fand Ungarn immer besser ins Spiel – und hatte auch die besten Chancen der ersten 45 Minuten.

Sowohl in der 24. als auch in der 40. Minute konnten sich die Kollegen bei Alexander Nübel bedanken, dass es nicht plötzlich 1:0 stand. Der Stuttgarter Keeper hatte diesmal wie erwartet anstelle von Oliver Baumann zwischen den Pfosten gestanden und war sicher auch nicht ganz unerfreut darüber, sich gegen Schäfer und Nagy auszeichnen zu können. Dass jeweils zuvor deutsche Ballverluste Konter eingeleitet hatten, wusste er allerdings auch. So richtig viel lief nicht zusammen bei denen, die laut Nagelsmann „genauso zeigen sollen, wie wichtig es ihnen ist, Nationalspieler zu sein“. Die einzig erwähnenswerten Chancen der deutschen Elf hatten Gnabry (12./40.) und Henrichs per Freistoß (30.). Sichtlich unzufrieden stapfte Nagelsmann in die Kabine.

Kimmich durfte raus, Robin Gosens kam und hatte nach Gnabry-Zuspiel prompt die beste Gelegenheit (50.). Ein Brandt-Tor nach sehenswerter Kombination zählte nicht (60.), es musste die A-Männer her. Musiala, Wirtz und Havertz wurden aufs Feld geschickt, die Statik wurde prompt besser. Aber obwohl Havertz (63.) das erste Zeichen setzte, musste auf der Gegenseite nach Andrich-Fehlpass wieder Nübel ran – und wie! Der Keeper hielt das 0:0 – und dann kam Nmecha nach einer Ecke zum Abstauber. Happy End 2024? Von wegen! 90.+7: Koch kriegt den Ball an die Hand, Showdown vom Elfmeterpunkt, Nübel geschlagen. Bitter! Weiter geht‘s im Viertelfinale im März – wenn auch der deutsche Block wieder gefüllt sein wird.
HANNA RAIF, MANUEL BONKE

Artikel 2 von 11