Hat gut lachen: Goretzka winken mehr Einsätze. © FCB
München – Eigentlich sind sie ja alle da. Joao Palhinha wurde nach seinem Besuch beim Teamarzt abgelichtet, die Rückkehr von Aleksandar Pavlovic in Teamtraining als „gute Nachricht zum Wochenstart“ verkauft. Raphael Guerreiro trainiert schon seit Wochenbeginn mit, Konrad Laimer ist wieder da – und ab dem heutigen Mittwoch wird auch Joshua Kimmich zurück an der Säbener Straße sein. Aber der Schein trügt gewaltig.. Zwei Mann sind verletzt, zwei haben müde Beine, einer wird eher hinten rechts gebraucht. Wer eins und eins zusammenzählen kann, kann sich ausrechnen, was das für den ausgeruhtesten Mann auf der Sechs des FC Bayern bedeutet: Am Freitag (20.30 Uhr) dürfte die Stunde von Leon Goretzka schlagen.
Es ist mit Sicherheit kein Zufall, dass man den 29-Jährigen dieser Tage besonders gut gelaunt erlebt. Mit einem Grinsen betritt Goretzka das Feld, seitdem die Vorbereitung auf den Jahresendspurt am Montag begonnen hat. Die Woche Urlaub, die Vincent Kompany den Daheimgebliebenen während der Länderspielpause gönnte, hat gutgetan; außerdem weiß Goretzka nur zu gut, dass sich seine zu Saisonbeginn aussichtslos wirkende Lage auf der Sechserposition deutlich gebessert hat. Auch wenn Kompany im Rahmen von Goretzkas erstem Startelfeinsatz beim FC St. Pauli (1:0) versichert hatte, „keine Sekunde an seinen Qualitäten gezweifelt“ zu haben, war der Champions-League-Sieger von 2020 in den ersten Monaten unter dem Belgier eher fünfte bis sechste Wahl gewesen.
Goretzka hat sich dennoch nicht gescheut, den Konkurrenzkampf anzunehmen – intern rechnet man ihm das hoch an. Dass nun aus dem Bankdrücker binnen zwei Wochen eine echte Stütze werden könnte, hat niemand ahnen können. Dennoch wird es in den kommenden Spielen, womöglich Wochen auf Goretzka ankommen. Denn der Rest geht – der eine mehr, der andere weniger – am Stock. Zwar hat Kimmich nach seiner Auswechslung beim DFB-Sieg gegen Bosnien Entwarnung gegeben. Wie bei Laimer aber, der bei den Österreichern zwei Mal in der Startelf stand, haben die letzten Wochen weitere Körner gekostet. Weil Palhinha aber mit einem Muskelbündelriss deutlich länger ausfallen wird (wohl bis Januar) und Pavlovic seine lädierte Schulter noch keinen Zweikämpfen aussetzen darf, wird die Personaldecke immer dünner.
Gegen Augsburg muss geprobt werden, was in den „Wochen der Wahrheit“, die danach folgen, sitzen muss. Der Bayern-Fahrplan bis zum Jahreshauptversammlungs-Wochenende: Paris (26.11), Dortmund (30.11.), Leverkusen (3.12.). Um eine prägende Rolle zu spielen, sollte Goretzka allerdings eine Schippe drauflegen. Seine Werte gegen Pauli waren ausbaufähig, Fehler aber sind gegen die großen Kaliber nicht drin. Sonst ist seine Chance dahin. Für den Moment ganz sicher – und womöglich auch generell.
H. RAIF