Missglückte Kommunikation: DFB-Spieler in Katar. © IMAGO
Man stelle sich mal vor, Bernd Neuendorf drücke am 11. Dezember nicht den grünen Knopf. Die Fußball-Welt würde für einen Moment mit dem Finger auf Deutschland zeigen. Die da sind es, die – wahrscheinlich als einzige der 211 angeschlossenen Verbände – gegen eine Vergabe der WM 2034 an Saudi-Arabien gestimmt haben. Aber ob „die da“ damit ein Zeichen gesetzt oder aber doch nur den ach so schönen Frieden der Fußball-Welt gestört haben, wäre Ansichtssache. Experten wie Menschenrechtler, Politiker und Profi-Kicker wären gefragt, nur Lothar Matthäus hätte schon eine klare Meinung: „Wir sind wieder die einzigen, die kritisieren.“
Natürlich gibt es sie, die Strategie der Verharmlosung und Weitergabe von Kompetenzen. Aber das Thema, das in knapp drei Wochen beim digitalen FIFA-Kongress, auf der Agenda steht, lässt sich nicht oberflächlich behandeln. Die Frage, ob ein Fußball-Großereignis in einem Land stattfinden muss, in dem mehr als 80 Menschen pro Tag hingerichtet werden und Menschenrechte wenig zählen, muss nicht nur erlaubt sein, sondern zwingend gestellt werden. Und trotzdem wird sie im Kontext des komplizierten Systems Fußball anders beantwortet als mit gesundem Menschenverstand. Das weiß auch Neuendorf, der in einem Dilemma steckt. Ein Dilemma mit Einflüssen aus Sport, Politik und Gesellschaft – garniert mit Eigeninteressen.
Es bleibt genug Zeit, Lehren zu ziehen
Es wird daher keine Überraschung sein, dass der DFB-Präsident das grüne Knöpfchen drücken wird und somit – wie clever von der FIFA! – gleich die WMs 2030 in Spanien, Portugal und Marokko sowie 2034 im Paket abnickt. 16 Jahre nach Katar ist dann offiziell das nächste autokratische Land dran. Aber es bleibt genug Zeit, das Schlamassel diesmal anders zu moderieren. Diese Aufgabe muss der DFB ernst nehmen, und zwar an jedem Tag in den kommenden zehn Jahren – und nicht erst dann, wenn überforderte Spieler zu Sündenböcken werden. Mund auf statt Mund zu!