TENNIS

Zverev – und dann?

von Redaktion

Deutschland fehlt die Breite im Nachwuchs

München – Alexander Zverev (27) bleibt das Aushängeschild des deutschen Tennis und unterstreicht seine Form mit der Teilnahme bei den ATP Finals. Justin Engel (17), ein junges deutsches Tennistalent, will ihn dennoch übertrumpfen und laut eigener Aussage die Nummer eins der Welt werden. Auch bei den Damen gibt es vielversprechenden Nachwuchs, wie Mariella Thamm (15) oder Ella Seidel (19). Doch in der Breite fehlen weitere Talente, um konkurrenzfähig zu bleiben. „Als ich 15 war, waren wir 15 (Talente) und sechs davon haben es (auf die Profi-Tour) geschafft“, beschreibt es Sky-Expertin Andrea Petkovic im Gespräch mit unserer Zeitung, „heute sind da nur noch sechs überhaupt“.

Mangelnder Konkurrenzkampf scheint bereits in der Jugend ein Problem zu sein. Der Geschäftsführer des bayerischen Tennisverbands (BTV) Hans Hauska bestätigt einen „Durchhänger“ im Nachwuchsbereich in den vergangenen Jahren, weshalb vor allem bei den Damen die Breite fehlt. „Wenn man nach oben schaut, sieht es nicht ganz so gut aus“, so Hauska weiter. Das Hauptproblem machen die beiden Tennisbegeisterten aber an anderer Stelle aus: Unterhalb der ATP- (Herren) und WTA-Tour (Damen) werden in Deutschland für Nachwuchsspieler zu wenige Turniere angeboten, um sich mit gleichaltrigen Talenten anderer Länder zu messen. Es fehlen Challenger- und primär Future-Turniere.

„Mit 17 hab ich dann eigentlich nur in Italien gespielt“, erklärt Petkovic im Gespräch weiter. Dort findet sich eine große Basis solcher Turniere, die in Deutschland fehlen. Hauska schildert selbiges Problem: „Vor allem Future-Turniere in Deutschland sind ein absolut großes Thema“. Er geht sogar noch einen Schritt weiter und betont, dass Deutschland dahingehend „schlecht“ aufgestellt ist. Durch neue Strukturen könnte es laut Hauska aber bald 30 statt 13 Future-Turniere im Jahr in Deutschland geben. An den „Stellschrauben“ der Finanzierung, der Austragungsorte und der medialen Aufmerksamkeit soll zukünftig stark gedreht werden.

Ein wichtiger Schritt. Denn für die aufstrebende Jugendspieler ist es fast unmöglich Future-Turniere im Ausland neben der Schule zu spielen. Leistungssport und Schule zu vereinbaren, ist „problematisch in Deutschland“, wie es Hauska beschreibt. Man dürfe nicht erwarten, dass sich die Schulen ändern, weshalb die Strukturen in den Tennisverbänden geändert werden müssen, denn „Leistungssport findet im Verein statt“, erklärt Hauska. Sind mehr Kinder und Jugendliche im Verein, dann ist es für ihn „nichts anderes als eine Wahrscheinlichkeitsrechnung“, dass zukünftig mehr Talente herauskommen. Hinter Talenten wie Justin Engel oder Mariella Thamm, denen großes versprochen wird, muss Tennis-Deutschland die Lücken füllen. Es bleibt ein „auf und ab“, so Hauska abschließend.
VS

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