Das Sehnsuchtsziel heißt Tournee

von Redaktion

Deutsche Skispringer starten breit aufgestellt wie nie in die Saison – Debütant Tittel

Der Konstante: Wellinger ist zum Saisonstart wohl wieder die Nummer eins. © IMAGO

Weiter der Chef: Stefan Horngacher. © IMAGO

Um seine Zukunft immerhin musste sich Stefan Horngacher nicht lange sorgen. Der Deutsche Skiverband (DSV) signalisierte man ihm früh: Es soll gemeinsam weitergehen. Mindestens bis zu den Olympischen Spielen In Mailand soll er der Chef der deutschen Skispringer bleiben. Dieses Vorgehen hatte sich so eingebürgert in der wichtigsten Abteilung des DSV. Horngacher hat einen dauerhaften Vertrag. Doch einmal jährlich schaut man sich in die Augen um sicherzustellen. Jawohl, dieser Weg ist der Richtige.

Wie richtig es ist, davon wird man ab Freitag eine Ahnung bekommen. Mit dem Mixed-Wettbewerb in Lillehammer nimmt die neue Saison ihren Anfang. Und dann wird die Arbeit des Sommers erstmals bewertet.

Einem Sommer, in dem Horngacher den ein oder anderen neuen Weg gegangen ist. Um die Arbeit effizienter zu machen, hat er seine Schützlinge zunächst individuell, in Kleingruppen an deren heimischen Stützpunkten üben lassen. Erst seit August ist die Mannschaft vereint. Und dem 55-jährigen gefiel, was er da dann vorgesetzt bekam. „Die Burschen sind weiter, besser“, sagte er, „ich glaube, davon können wir profitieren.“

Was er damit meint, ist klar. Auch im vergangenen Jahr war den deutschen Springern in der Endphase der Saison die Luft ausgegangen. Auch Vorflieger Andreas Wellinger, der spätestens auf der Raw Air Tour durch Skandinavien seine Ambitionen im Weltcup begraben musste. „Ich hoffe schon, dass wir es jetzt wirklich bis zum Ende durchziehen können“, sagte er.

Vielleicht hilft ihm dabei ja, der neue Rohdiamant in seinem Team. Adrian Tittel (20) darf erstmals auf der ganz großen Weltcup-Bühne seine Künste zeigen. Ergebnis einer Neuerung des Weltverbandes FIS, die den Medaillengewinnern der Junioren-WM einen Extra-Startplatz einräumt. Fliegern wie Tittel eben, der in Planica zu Bronze geflogen war. „Er ist ein typischer deutscher Skispringer“, sagte Horngacher, „er arbeitet sich Schritt für Schritt nach oben.“

Klar, die Erwartung gilt anderen. Rund um Tittel hat der Bundestrainer nun ein erfahrenes und breit aufgestelltes Team. In dem sich sogar der Trainer selbst schwertut, eine echte Nummer eins zu benennen. Klar, Wellinger mag der Konstanteste sein. Der Ruhpoldinger ist ein Wettkampftyp, doch auch er musste sich im Sommer im internen Wettkampf strecken. Mal war ihm Stephan Leyhe, mal Pius Paschke voraus. Und selbst der vorjährige Bruchpilot Markus Eisenbichler sprang schon wieder so nahe an die Besten heran, dass Horngacher ihm den Vorzug vor Constantin Schmid gab.

Eine Breite, auf die der Bundestrainer hofft, wenn es um die Trophäen geht. „Die meisten anderen haben ja einen vorne drin“, sagte Horngacher, „ich hoffe, dass wir zwei, drei in Stellung bringen können.“ Unter denen der goldene Adler der Vierschanzentournee für ihn das größte Sehnsuchtsobjekt ist. Klar, es ist das letzte Highlight, das er mit den Deutschen noch nicht gewonnen hat. Vor diesem Hintergrund setzte er im Sommer auch einen Lehrgang auf dem Bergosel in Innsbruck an. Auf jener Anlage, auf der in den letzten Jahren zuverlässig immer wieder die deutschen Hoffnungen zerschellten.

. „Jetzt wird es Zeit, dass wir die Tournee mal knacken“, sagte Horngacher. Wer würde da widersprechen?
PATRICK REICHELT

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