Dreamteam: mit Sohn Levi und Christopher. © insta
Neue Partnerin im Doppel: Eitberger mit Magdalena Matschina. © IMAGO
München – Ein Kind kostet Kraft – alle Eltern wissen das. Auch Top-Rodlerin Dajana Eitberger, die 2020 Mutter wurde. Der große Unterschied zu den allermeisten Eltern: Die 33-Jährige ist Leistungssportlerin, kehrte nach der Geburt ihres Sohnes schnell in den Eiskanal zurück.Über die Schwierigkeiten für Mütter im Sport spricht sie im Interview.
Dajana Eitberger, welche körperlichen Herausforderungen mussten Sie nach der Geburt ihres Sohnes auf dem Weg zurück in den Leistungssport überwinden?
Die größte Herausforderung war definitiv die körperliche Regeneration. Nach der Geburt hatte ich sehr lange eine Rektusdiastase, also einen Spalt zwischen den Bauchmuskeln, der nach der Schwangerschaft nicht von selbst wieder zusammenwuchs. Das hat mir zu schaffen gemacht, zusätzlich zu den Rückenschmerzen, die dadurch entstanden sind. Die Erholungszeit war viel länger, als ich es mir erhofft hatte.
Wie ist Ihnen die Rückkehr ins Training gelungen?
Ich habe mit einem Experten des Athletics and Health Instituts in München zusammengearbeitet, der sich auf postnatale Rückbildung bei Leistungssportlerinnen spezialisiert hat. Wir haben nicht nur klassische Beckenbodenübungen gemacht, sondern auch die gesamte Körpermitte und die Narbenbehandlung nach dem Kaiserschnitt miteinbezogen. Mit Osteopathie und speziellen Übungen haben wir daran gearbeitet, die Muskulatur richtig zu aktivieren und die Rückenschmerzen zu lindern.
Wie hat sich dieses spezielle Training ausgewirkt?
Es war anfangs frustrierend, weil ich mich nicht wie eine Leistungssportlerin fühlte. Zunächst standen ja ganz andere Übungen als vorher auf dem Programm, bei denen ich mich nicht direkt voll auspowern konnte. Aber mit der Zeit wurde mir klar, dass es nicht nur um Stärke geht, sondern darum, den Körper richtig zu steuern. Ich habe gelernt, wie ich die Muskulatur richtig belaste und dadurch keine Rückenschmerzen mehr habe. Das war ein riesiger Fortschritt.
Haben sich in den letzten Jahren die gesellschaftlichen Strukturen verändert, um Müttern den Wiedereinstieg in den Sport zu erleichtern?
Ja, es hat sich definitiv etwas verändert. Früher gab es kaum Vorbilder von Müttern im Leistungssport, aber heute gibt es immer mehr Athletinnen, die erfolgreich zurückkehren, wie Angelique Kerber oder Gesa Krause. Das sind wichtige Signale, die zeigen, dass es möglich ist, Leistungssport und Familie zu vereinbaren. Ich hoffe, dass auch andere Frauen durch solche Beispiele Mut bekommen, den Weg zurück in den Sport zu gehen.
Glauben Sie, dass sich die Strukturen im Sport ändern müssen, um Müttern den Wiedereinstieg zu erleichtern?
Auf jeden Fall. Ein großes Thema ist der Mutterschutz im Sport. In vielen Ländern gibt es für Athletinnen keine soziale Absicherung, wenn sie schwanger werden. Auch die medizinische Betreuung nach der Geburt ist oft nicht auf die Bedürfnisse von Leistungssportlerinnen abgestimmt. Das muss sich dringend ändern. Mutterschaft und Leistungssport sollten kein Widerspruch sein!
Würden Sie sich auch von den männlichen Kollegen mehr Unterstützung wünschen?
Wenn männliche Sportler öffentlich Stellung beziehen, bekommt das Thema mehr Gewicht, allein weil sie häufig mehr Reichweite haben. Das Thema geht uns alle an, nicht nur Frauen. Wenn Männer anerkennen, dass Frauen als Mütter genauso erfolgreich im Sport sein können, wird es für die nächste Generation viel einfacher.
Was muss in der Forschung im Bereich Leistungssport und Mutterschaft noch getan werden?
Die Forschung im Bereich weiblicher Athletinnen und Mutterschaft ist bisher viel zu wenig ausgeprägt. Oft wird medizinische Forschung, zum Beispiel im Bereich der Regeneration, auf Männer ausgerichtet – dabei haben Frauen ganz andere hormonelle und körperliche Herausforderungen.
INTERVIEW: V. TSCHIRPKE