Löwen-Frust auf Eis gelegt

von Redaktion

Teambuilding-Abend in Tölz: Totopokal-Verlierer blicken wieder nach vorne

München/Bad Tölz – Schwarz-Gelber Tölz-Schal um den Hals, Sechzger-Löwe auf dem Trainingsanzug – so stand Jesper Verlaat am Dienstagabend in der Hacker-Pschorr-Arena. Kühle Eishallen-Atmosphäre, die Kooperation mit dem örtlichen Eishockey-Oberligisten bot einen willkommenen Anlass, um die Köpfe freizukriegen. Die Blamage im Totopokal (1:3 gegen Haching) war ein schmerzhaftes Erlebnis für den Tabellenzehnten der 3. Liga, ein Rückfall in überwunden geglaubte Zeiten, doch bei der Teambuilding-Maßnahme im Oberland rückten Spieler und Fans wieder zusammen.

Geduldig schrieben Verlaat und Co. Autogramme, die trotz der Klatsche am Samstag begehrt waren. In einem Interview mit dem Streamingdienst Sprade TV gewährte Verlaat Einblick ins Seelenleben der Mannschaft. „Der Blick geht nach vorne“, sagte der Abwehrchef. Mit dem Auftritt im Totopokal seien „alle unzufrieden“ gewesen, was sonst? Aber: Hilft ja nix. Die nächste Aufgabe wartet schon. In Aachen, beim heimstarken Aufsteiger (erst eine Niederlage), wollen die Löwen vor mehr als 30 000 Zuschauern wieder ihr Gewinnergesicht zeigen. Verlaat wähnt das Team trotz des Rückschlags im Totopokal „auf einem guten Weg“. Für den späten Torschützen gegen Haching bleibt das Glas halbvoll: „Wir hatten in der Liga zwei 3:0-Siege – und wir fahren mit Selbstvertrauen ins Tivoli-Stadion.“

So sieht das auch Trainer Argirios Giannikis, der am Donnerstag vor nur zwei (!) Reportern seine wöchentliche Pflicht-Pressekonferenz abhielt. „Das Pokalspiel ist abgehakt“, sagte er aufgeräumt wirkend, „wir gehen jetzt in einen anderen Wettbewerb über, wo wir aus den letzten elf Spielen 20 Punkte geholt haben.“ Die Löwen sind ja wahre Meister darin, nach schmerzlichen Niederlagen kraftvoll zurückzukommen – siehe die Siege in Ingolstadt (zuvor 1:3 gegen Köln), in Bielefeld (zuvor 2:3 gegen Dresden) oder in Sandhausen (zuvor 1:5 in Cottbus).

Eine Trotzreaktion hält Giannikis auch diesmal für möglich und verweist auf die trotz allem ordentliche Entwicklung. „Wir hätten gerne den Totopokal gewonnen, das war auch unsere Zielvorgabe“, sagte er: „Leider können wir es jetzt nicht mehr ändern, dass wir ausgeschieden sind. Jetzt gilt es nach vorne zu schauen – und in der Liga voranzukommen.“ Den Automatismus, dass man die entgangene Teilnahme am DFB-Pokal nun über die Liga erreicht (mindestens Platz vier), sieht der Löwen-Coach nicht. Noch nicht. „Über solche Sachen können wir sprechen, wenn wir am 30. Spieltag in Schlagdistanz sind“, so Giannikis: „Wir sind ambitioniert und wollen das Maximale rausholen, aber in dieser engen Liga gilt es, Leistungen und Entwicklungen zu bestätigen.“

Vielleicht ist es ja auch tröstlich, dass es dem Kooperationspartner aus der Eishockey-Oberliga kaum besser ergeht. Am Freitag noch Riessersee 5:1 vom Eis gefegt – am Dienstag dann 2:5 gegen den Tabellennachbarn aus Peiting. Auch die Eislöwen scheinen auf der Suche nach Konstanz zu sein. Verlaat sagte lächelnd: „Ich fürchte, die laden uns nicht mehr so schnell ein, wenn wir ihnen kein Glück bringen.“ Trotzdem: Gemeinsam leiden – auch dafür ist so eine Kooperation hilfreich.
ULI KELLNER

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