2023 haben wir noch auf den 20. November geachtet: den ersten Jahrestag der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar. Heuer ist uns das Datum glatt durchgerutscht. Darum etwas verspätet die Erinnerung: Vor zwei Jahren tasteten wir uns hinein in dieses Turnier, das nach einer Dekade des zwiespältigen Erwartens Realität geworden war. Für Deutschland ging es schnell vorbei, auch aufgrund der aktuellen positiven Wahrnehmung der Nationalmannschaft liegt die Winter-Wüsten-WM in einem verblassenden Zeitalter.
Für den Rest der Welt, so stellen wir dieser Tage fest, ist Katar 2022 noch ziemlich gegenwärtig. Das hat mit einigen Spielern zu tun, auf die in den Stadien von Doha und Umgebung sehr geachtet worden war, weil man damals glaubte, mit diesem Turnier würde ihr Schaffenszyklus enden. Und dann setzten diese Stars doch nicht den Schlusspunkt, sondern nahmen die Geschehnisse von Katar zum Anlass, ihre Karriere zu verlängern.
Cristiano Ronaldo verlor in Katar seinen Stammplatz in Portugals Startelf, wenn er zum Warmlaufen aufstand und eingewechselt wurde, waren das für die internationalen Fans die Stimmungshöhepunkte des Spiels. Gehen musste nach der WM der Trainer, CR7 blieb und ließ sich auch von seiner ersten torlosen EM nicht irritieren. Jetzt wird er die Nations League 2025 gewinnen wollen, er war bester Torschütze Portugals auf dem Weg zum Gruppensieg.
Luka Modric, der kleine große Kroate, hatte in Katar, wo er im Spiel um Platz drei stand, seinem Trainer zugesichert, noch die EM in Deutschland eineinhalb Jahre später mitzunehmen – schon das eine Überraschung. Im Sommer 2024 wurden folglich Modric-Abgesänge angestimmt. Verfrüht. Soeben hat der 39-Jährige sein 184. Länderspiel bestritten, das hätte noch nicht mal Lothar Matthäus (150) ohne Streitigkeiten mit Jürgen Klinsmann und Berti Vogts geschafft.
Als Lionel Messi Weltmeister geworden war, im fünften Versuch, hielten wir alle die Geschichte mit Argentinien für voll- und beendet. Doch gleich nach dem Finale kündigte er an, noch ein wenig auf Tournee gehen zu wollen. Das Genießen dauert nun schon länger an, als die WM 2026 entfernt ist. Da kann er jetzt nicht aufhören. Und die anderen aus seiner Alterskohorte ebenfalls nicht. Cristiano, Luka, Lionel – see you in the United States 2026. Guenter.Klein@ovb.net