Die Janus-Löwen

von Redaktion

Team der Extreme: Welches Gesicht zeigt die Giannikis-Elf in Aachen?

Bissige Erfolgslöwen: Hier präsentiert von David Philipp, der beim 3:0 in Sandhausen den Schlusspunkt setzte. © Sampics

Ernüchtert und frustriert: 1860-Kapitän Jesper Verlaat mit dem Gesicht zur Totopokal-Blamage gegen Haching. © IMAGO

München – Der Janus – Gottheit aus der römischen Mythologie, heute ein beliebtes Motiv in der Kunst, auf CD-Covern (Mötley Crüe), als Tätowierung. Als Symbol für die Zwiespältigkeit des Lebens vereint der Januskopf ein lachendes und ein weinendes Gesicht – und was diese Gegensätze angeht, würde er sich auch vortrefflich für das Logo des TSV 1860 eignen. Gefühlt im Wochenrhythmus präsentiert das Team von Argirios Giannikis seine beiden Extrem-Gesichter. 1:5 in Cottbus, gefolgt von zwei umjubelten 3:0-Siegen – und wenn man denkt, die Löwen hätten die Kurve Richtung Konstanz endlich erwischt, setzt es ein gruseliges Heim-1:3 im Totopokal-Derby gegen Unterhaching. Die spannende Frage lautet daher: Welches Gesicht bekommen die 1860-Fans am Samstag in Aachen (14.03 Uhr) zu sehen?

Wie selten ein Team zuvor präsentieren sich die Januslöwen als Wundertüten-Truppe, die jeden Tendenztipper zur Verzweiflung bringt. Jeder Würfel liefert präzisere Vorhersagen. Ein Blick auf die aktuelle Tabelle reicht, um zu begreifen, dass für diese Mannschaft eigene Maßstäbe gelten. Mal ist sie Spitzenteam, das beim Topduo der Liga (Sandhausen, Bielefeld) auswärts gewinnt. Dann wiederum kommt sie in Gestalt einer Rumpeltruppe daher – wenn sie gegen Haching und Osnabrück, die beiden aktuellen Schlusslichter, vier Führungen verspielt. Auswärts ist 1860 jede Überraschung zuzutrauen (Platz 3), zu Hause allerdings auch – im negativen Sinne (Platz 19). Unentschieden kommen bei den Januslöwen nur in Ausnahmefällen vor, und bezeichnend ist auch, gegen wen Jesper Verlaat & Co. so alles verloren haben – gegen Dresden, Saarbrücken, Cottbus, Wiesbaden, Köln und Stuttgart. Anders ausgedrückt, gemäß Tabellenplatzierungen: Gegen die Nummer 3, 4, 5, 7, 9 und 17 dieser 3. Liga.

Bemerkenswert: Die Laune des Trainers scheint sich von der Formkurve seines Teams entkoppelt zu haben. Nachdem Giannikis in dieser Saison schon einige sog. Job-Endspiele gewonnen hat, trat er am Donnerstag in aufgeräumter Stimmung vor die Presse. Dass sein Team fünf Tage zuvor hochkant aus dem Totopokal geflogen war, ließ er sich zu keiner Zeit anmerken. „Aufs und Abs sind ein Stück weit normal“, sagte er: „Wir haben es nach schlechtem Start geschafft, die Punkte zu holen, um sechs Punkte von oben weg zu sein. Das gleicht sich alles aus..“

Ob seine Totopokal-Versager am Samstag erneut eine Trotzreaktion zeigen? Giannikis jedenfalls reiste am Freitag maximal entspannt Richtung Tivoli-Stadion, wo am Samstag mehr als 30 000 Fans mitfiebern werden, darunter mindestens 4000 aus München: „Wir haben auswärts gezeigt, dass wir mit großen Kulissen klarkommen können“, sagt Giannikis. Prognose: Alles ist möglich. Das sehen übrigens auch die Wettanbieter so. Ob Aachen gewinnt oder 1860 – die Quote bei Tipico liegt in beiden Fällen bei janusartigen 2,6.
ULI KELLNER

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