Seine beste Zeit: Butcher bei den Devils. © Imago
München – Der Name ist gut für einen Eishockeyspieler, erst recht für einen Verteidiger, von dem man erwartet, dass er kompromisslos und zupackend ist. Will Butcher heißt der Zugang, den der EHC Red Bull München am Tag nach seinem 3:0-Sieg in Iserlohn bestätigte. Das deutsche Wort für Butcher: Metzger.
Zwar versicherte der Managing Director Sports, Christian Winkler, dass man gut aufgestellt sei in den Defensivreihen, doch unter den besseren Teams der Deutschen Eishockey Liga (DEL) hatte München im ersten Saisondrittel die meisten Gegentreffer kassiert, zudem leisteten die Verteidiger einen überschaubaren offensiven Beitrag – so reifte die Entscheidung, über eine der noch vorhandenen Importlizenzen zuzugreifen, wenn jemand auf den Markt kommt, der den Personalbestand aufbessert.
Erfüllt Will Butcher dieses Kriterium? Der EHC annonciert ihn in seiner Mitteilung als „Ex-NHL-Verteidiger“ und streicht die klangvollen Stationen und Momente seiner Karriere heraus. 2017 in die NHL gekommen, zu den New Jersey Devils, gleich einer der besten Rookies der Liga gewesen. Nach vier Jahren New Jersey eine Saison Buffalo, es kommen 280 Spiele in der NHL zusammen. Außerdem: WM-Bronze 2018 mit der US-Nationalmannschaft. Es gibt sogar noch mehr Meriten als die, die Will Butchers neuer Verein auflistet: Er war U18-Weltmeister mit den USA, holte Vereinstitel als Junioren- und Collegespieler. Sein Profil: Ein Verteidiger, der gelegentlich ein Tor schießt und viele vorbereitet und mit einer überschaubaren Zahl an Strafminuten auskommt.
Doch Butchers Werdegang weist auch einen Bruch aus. 2022 bekam er keinen NHL-Vertrag mehr, er spielte in der Farmteamliga AHL, 2023/24 hatte er gleich zwei Clubs (Wilkes-Barre und Iowa), er war auf dem Verschiebebahnhof der Minor Leagues gelandet, der Glamour und das Geld der NHL gerieten außer Reichweite. Amerikanische Eishockeyspieler wechseln dann häufig nach Europa, nicht immer haben sie eine glückliche Hand. Butcher landete in der KHL, der russischen Liga, die auch in Belarus, Kasachstan und China präsent ist. Barys Astana, der kasachische Club, der weitgehend die Nationalmannschaft des Landes stellt (und bei der WM 2024 Deutschland 2:8 unterlag), und Butcher wurden nicht glücklich miteinander: In 15 Spielen kam er auf drei Assists, in der Plus-Minus-Bilanz steht eine minus sieben. Astana ist das zweitschwächste der zwölf Teams in der KHL-Ostdivision.
Der EHC München spricht beschönigend von einem „kurzen Abstecher“ in die KHL. So war das (lukrative) Engagement natürlich nicht gedacht. In der DEL gerät Butcher aber in eine westlich und ja durchaus nordamerikanisch geprägte Umgebung. „Gemeinsam mit meiner Frau war ich vor ein paar Jahren im Urlaub in München und schon damals von den Menschen und der Stadt begeistert“, wird er in der EHC-Mitteilung zitiert. Will will an bessere Zeiten anknüpfen. Bevor er das EHC-Trikot mit der Nummer 4 anzieht, muss er erst noch durch den Medizincheck und die Lizenzierung. Gegen Augsburg (Samstag, 19 Uhr) wird er noch nicht bereit sein.
GÜNTER KLEIN