Fokus beim Abschlusstraining: Harry Kane. © IMAGO
Will hoch hinaus: Aber Kompany wartet noch auf seinen ersten Erfolg in einem absoluten Topspiel. © Inderlied/dpa
München – Es ist kaum fünf Wochen her, als Bayerns Welt auf dem Kopf stand: Nach dem 1:4 in Barcelona Ende Oktober schrillten die Alarmglocken, die Münchner Abwehr wurde von den Katalanen regelrecht hergespielt und das hochriskante Pressingsystem von Vincent Kompany öffentlich zur Debatte gestellt.
Seit der Klatsche alle Partien gewonnen
Seit der Klatsche in der Champions League haben die Münchner jedoch alle Partien gewonnen und dabei jedes Mal zu Null gespielt, das beeindruckende Torverhältnis von 17:0 (!) spricht eine deutliche Sprache. Was hat sich seitdem verändert? „Wir haben vor Barcelona auch zu Null gespielt. Wir sind vorher und nachher ruhig geblieben und haben hart gearbeitet“, erklärte der Trainer auf der Pressekonferenz am Montag.
„Ich habe damals aber sofort gesagt, dass es nicht um die Basis geht. Die Mannschaft läuft viel, im Ballbesitz und gegen den Ball. Dann kam das Barcelona-Spiel. Es ist wichtig, aus diesen Momenten zu lernen.“ Das hat der Rekordmeister in beeindruckender Art geschafft. Trotz der starken Serie gehört zur Wahrheit aber auch, dass die Münchner seitdem keinen Gegner von internationalem Top-Format hatten.
Mit Bochum (5:0), Mainz (4:0), Union Berlin (3:0), St. Pauli (1:0) und Augsburg (3:0) trafen sie in Liga und DFB-Pokal auf ordentliche Bundesligamannschaften.
In der Königsklasse wartete mit Benfica Lissabon (1:0) immerhin ein Gegner auf gehobenem europäischem Niveau – keines dieser Teams hatte jedoch genug Qualität, um für eine echte Standort-Bestimmung herzuhalten. Daher stellt sich die Frage: Kann Kompany auch Kracher? In den bisherigen Duellen mit Topteams hat er als Bayerntrainer aktuell noch eine negative Bilanz und konnte keines der vier Spiele gewinnen.
Gegen Aston Villa (0:1) und Barcelona (1:4) hat der FCB verloren, gegen Leverkusen (1:1) und Frankfurt (3:3) Unentschieden gespielt. Das heutige Duell mit Paris Saint-Germain (21 Uhr/ Amazon Prime Video) bietet nun aber die beste Gelegenheit zu beweisen, dass die überragende Form der letzten Wochen kein Zufall war. Außerdem liegt auf der Partie ordentlich Druck – und zwar für beide Mannschaften.
Mit sechs Punkten rangiert der FC Bayern auf Platz 17, Paris mit nur vier Zählern auf Platz 25. Um nicht den Anschluss an die ersten acht Plätze zu verlieren, die eine direkte Qualifikation ins Achtelfinale garantieren, brauchen beide Mannschaften dringend einen Sieg. „Die Tabelle funktioniert mit mir noch nicht“, sagte Kompany lachend dazu. „Es reichen drei Siege für die Qualifikation und sechs Siege zur Top-Acht.“ Aber: „Wir sprechen immer über die Top-Acht, aber unser Anspruch ist die Top-Eins.“ Gegen Paris erwartet der Coach zunächst jedoch einen „Top-Zehn-Verein in Europa. Sie haben einen Top-Coach, Geschwindigkeit und spielerische Qualität.“
Die Ausgangslage für Bayerns Woche der Wahrheit ist somit klar, schließlich wartet am Samstag bereits Borussia Dortmund im Bundesliga-Topspiel (18.30 Uhr/Sky) und nur drei Tage später der DFB-Pokal-Kracher gegen Bayer Leverkusen. „Es stehen wichtige Wochen für uns an, aber das Team ist bereit, es fühlt sich gut an – wir müssen das Momentum beibehalten“, forderte auch Harry Kane. Das Spitzenspiel gegen Paris bietet dafür die beste Gelegenheit.
V. TSCHIRPKE, P. KESSLER,
M. BONKE, H. RAIF