Als Lorant hupend den FCB grüßte

von Redaktion

25 Jahre Derby-Coup der Löwen – Lorants Triumphfahrt, Pacult erinnert sich

Lorants Vertreter: Co-Trainer Peter Pacult. © Imago

Zum Einrahmen: Der historische Derbysieg des TSV 1860, dokumentiert auf der Anzeigetafel des Olympiastadions. © Archiv

Gesperrter Wüterich: Weil Werner Lorant mal wieder ein Schiedsrichtergespann beleidigt hatte, saß er ausgerechnet beim ersten Derbysieg der Löwen nach 22 Jahren auf der Tribüne. Neben ihm: Ex-Manager Edgar Geenen. © Archiv

Schuss ins Glück – und ein glückseliger Torschütze: Mit seinem goldenen Treffer zum 1:0-Sieg verewigte sich Thomas Riedl in den Derby-Annalen. © Imago

München – Platz 10 in der siebten Saison 3. Liga, ein typischer Löwen-November, der ganze Verein ein gefühlter Stillstand. Es sind trübe Zeiten für 1860-Fans, da kommt dieses Jubiläum gerade recht: Exakt 25 Jahre ist es an diesem Mittwoch her, dass die Löwen in einem epischen Kampf Derby-Geschichte geschrieben haben. 1:0 durch das berühmte Fernschusstor von Thomas Riedl. Eine Erinnerung, die älteren Fans das Herz wärmt, und ein Ereignis, das Väter ihren Söhnen erklären müssen: Ja, beide Vereine haben wirklich Bundesliga-Duelle bestritten. Und ja, es war nicht immer so, dass bei 1860 alles schieflief, denn an diesem Tag waren die Blauen besser als die Roten. Für die Löwen war es der erste Derbysieg nach 22-jähriger Durststrecke.

Vieles über diesen 27. November 1999 ist bekannt, da oft genug aufgewärmt worden: 1860-Verteidiger Marco Kurz hatte die Nacht vor dem Spiel im Kreißsaal verbracht, wo sein zweites Töchterlein zur Welt kam. Trotzdem, auch ohne Schlaf, meldet er zusammen mit Holger Greilich den FCB-Angriff um Carsten Jancker und Mehmet Scholl ab. Weniger bekannt ist, wie Werner Lorant diesen süßen Triumph genossen hat – mit einem spontanen Abstecher zur Säbener Straße, bei dem er am Morgen danach extra langsam und unter eifriger Betätigung seiner Hupe an die Schmach vom Vortag erinnert hat. „Die Leute da haben alle nur noch den Kopf geschüttelt“, berichtete er bei seiner morgendlichen Pressebelehrungsrunde im Löwenstüberl, „und ich habe ihnen brav zugewinkt.“

Was aber fast vollständig in Vergessenheit geraten ist: Dass Lorant den Derbysieg gar nicht unten am Spielfeldrand erlebt hat, gestikulierend, fluchend und Alukoffer tretend wie sonst. Nein, Lorant litt an diesem denkwürdigen Tag auf der Tribüne des Olympiastadions. Das DFB-Sportgericht hatte ihn dorthin verbannt. Der Grund: Lorant, der ein Wiederholungstäter war, hatte beim 1:1 in Leverkusen Ende Oktober das Schiedsrichtergespann von Torsten Koop kreativ beleidigt („Alles Würste!“) und dafür eine Zwei-Spiele-Sperre aufgebrummt bekommen.

Vertreten wurde Lorant wie beim 0:3 in Duisburg sechs Tage vorher von Peter Pacult, der Sturmlegende. Und der damalige Co-Trainer erinnert sich gegenüber unserer Zeitung, wie die Kommunikation bei diesem Spiel gelaufen ist. „Aufstellung und Halbzeitansprache hat natürlich der Werner gemacht – ich weiß nicht, ob das damals lockerer gehandhabt wurde, er hat sich jedenfalls unbemerkt runtergeschlichen. Nur eine Auswechslung, die hab ich selber gemacht, unabgesprochen: Vanenburg konnte nicht mehr, da hab ich den Paßlack gebracht, was dem Werner oben nicht gefallen hat, wie mir berichtet wurde…“ Aber: Ist ja alles gut gegangen. Borimirov, den der Meister selber per Zettelpost eingewechselt hatte (Überbringer: Heinzi Wildmoser), spielte steil zu Max, der legte ab zu Riedl (85.) – der Rest ist Derbygeschichte.

Für Pacult, heute Trainer in Klagenfurt, war es ein Erlebnis, das er den Löwen-Fans von Herzen gönnte. Gleichzusetzen bestenfalls mit dem Aufstieg in Meppen, bei dem er das Siegtor geschossen hatte. Und trotzdem: „Obwohl ich auf der Bank saß, war das Werners Sieg. Und der von der Mannschaft, die damals vieles selber geregelt hat. Ich freue mich, dass ich dabei gewesen bin, ich weiß nicht, ob wir so etwas noch mal erleben dürfen.“ Pacult, seit Kurzem 65: „In den nächsten fünf Jahren eher nicht…“
ULI KELLNER

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