Im Panzer der Meere

von Redaktion

Weltumsegler Herrmann berichtet von Bord seines Bootes

Noch gelassen: Boris Herrmann.

Das Wetter passt: der Blick auf den Atlantik“. © Team Malizia

Der Bildschirm ruckelt hin und her, und die Verbindung stockt. Doch Boris Herrmann kann noch lachen, obwohl er derzeit knapp 400 Seemeilen hinter der Spitze liegt. Nach einem „up and down“ auf dem Atlantik findet sich der Hamburger beim „Vendée Globe“ im Mittelfeld wieder. Nicht optimal, bedenkt man vor allem den Rückstand auf den Führenden Charlie Dalin. Mitten auf hoher See schildert der 43-Jährige unserer Zeitung direkt von seiner „Malizia Seaexplorer“ die bisherigen Geschehnisse.

Immerhin zwei Plätze konnte der deutsche Skipper in der Nacht zum Dienstag gutmachen. Nach 16 Tagen bedeutet das Platz elf. An der Spitze des Feldes sind die Franzosen allein auf weiter Flur. „Ich habe mir nicht gewünscht, dass es sich so auseinanderzieht“, erklärt Herrmann. Für ihn und die anderen Teilnehmer geht es weiter direkt auf das Kap der Guten Hoffnung zu. Dabei sind die Boote derzeit unter „rekordverdächtig schnellen Bedingungen“ unterwegs. Passend dazu blickt der Skipper mitten im Gespräch kurz gespannt zur Seite, dann lächelt er: „24 Knoten, das meiste, was ich bisher bei der Vendee hatte“, so der 43-Jährige über die aktuelle Geschwindigkeit. In den nächsten Tagen dürften dann wildere Bedingungen bevorstehen. Doch Herrmanns „Panzer“ sollten die möglichen Turbulenzen nichts anhaben können, wie er es selbst beschreibt.

Für ihn gilt es, bis Kapstadt den Anschluss an die flotte Spitzengruppe nicht zu verlieren. Für den Skipper sei der Rückstand aktuell noch „überschaubar“, aber er „wird sich vergrößern“, so der Segler. Laut Berechnungen des Meteorologen Jure Jerman wird er südlich von Afrika auf rund 650 Seemeilen zurückfallen. Herrmann selbst sieht es sogar noch pessimistischer: „Der Abstand kann sich durchaus auf 1000 Seemeilen vergrößern“. Das wären etwa 1 800 Kilometer – ist noch alles möglich? Immerhin: Erst in rund zwei Monaten werden die ersten Segler wieder in Frankreich eintreffen. Bis dahin bleibt das Rennen offen – und die schweren Passagen kommen noch.
VALENTIN SCHÖFFEL

Artikel 1 von 11