Einzig die Chancenverwertung von Musiala und Co. war ausbaufähig. © IMAGO
Gemeinsam stark: Die Bayern unter Kompany. © IMAGO
Die Siegerfaust in Dauerschleife: Seit der Pleite in Barcelona haben die Bayern um Kapitän Neuer nicht mehr verloren. © IMAGO
München – Um Dinge auf den Punkt zu bringen, gibt es im Kader des FC Bayern einen Mann, auf den stets Verlass ist. Und so wurden auch die Worte von allen anderen Protagonisten nach dem 1:0 gegen Paris Saint-Germain am Dienstagabend von einem Satz von Thomas Müller überlagert. Fast schon Genugtuung sah man man im Gesicht des 35-Jährigen, als er in Richtung der Reportertraube sagte: „Ihr müsst warten, bis wir doch mal wieder in die Krise schlittern.“ Ein gut gemeinter Rat kam hinterher: „Einfach mal genießen, auch mal schön loben – und weiter so!“ Sprach‘s und verschwand in die Münchner Nacht.
Zwar war die Partie gegen PSG in den 90 Minuten auf dem Rasen kein echter Hochgenuss gewesen, aber die wenigen Kritikpunkte interessierten mit Blick auf das siebte Zu-Null-Spiel hintereinander wenig. Die Bayern, durch den Treffer von Minjae Kim (38.) mal wieder siegreich, marschieren aktuell im Monster-Modus durch die Wettbewerbe, und zwar so dominant, dass Max Eberl schon mal verkündete: „Wie heißt es so schön in Amerika? Die Offensive gewinnt Spiele, die Defensive gewinnt Titel.“ Drei an der Zahl sollen es am Ende der Saison sein. Und nun, wo man in der Champions League mit neun Punkten aus fünf Spielen wieder halbwegs im Soll ist, liegt der Fokus auf den nächsten Krachern. Das Motto der Unbesigbaren ist am Samstag in Dortmund und am Dienstag im Pokal gegen Leverkusen klar: Der nächste, bitte!
„Wir lassen uns nicht aufhalten“, sagte Müller, der von der Bank aus eine verdiente Führung zur Halbzeit gesehen hatte, hinterher aber auch auf dem Platz stand, als die Bayern vorne verpassten, „den Sack zuzumachen“ (Eberl). Spielerisch hat es schon bessere Spieler unter Vincent Kompany gegeben, trotzdem war der Coach nach seinem ersten Kracher-Sieg an der Seitenlinie der Münchner „einfach glücklich“. Auch Kapitän Manuel Neuer leugnete nicht, dass der Dreier „wichtig für die nächsten beiden Spiele“ war. In Dortmund geht es mit Blick auf sechs Punkte Vorsprung an der Tabellenspitze und gar zehn auf den Clasico-Gegner noch um weniger als im Pokal-Duell mit dem Double-Sieger drei Tage später. Jeder weiß, wie schmerzhaft ein weiterer früher K.o. wäre – darum ist ein Nachlassen strengstens verboten.
Dass man sich im Westen dennoch auf einen heißen Ritt einstellen muss, ist nur logisch. Müller erwartet allein aufgrund der Fanlager ein „besonderes Spiel“, vor dem es auch ohne sportliche Brisanz immer knistert. Dennoch sind die Rollen klar verteilt. Neuer verkündete, was man gegen PSG gesehen und nachher in der Kabine gespürt hatte: „Wir werden mit breiter Brust anreisen.“ Auch von der Dortmunder Heimstärke will man sich nicht beirren lassen. Eberl fragte daher ganz bewusst in die Runde: „Gibt es ein Spiel, in dem der FC Bayern nicht Favorit ist? Der Tabellenführer kommt!“ Heißt übersetzt: Der Rekordmeister schaut nur noch auf sich.
Dabei klingt der Schlüssel zum Erfolg ganz simpel. „Geduld, Überzeugung und Gemeinschaftlichkeit“ stellte Eberl heraus, auch alle anderen betonten das Wir-Gefühl, das unter Kompany immer weiter wächst. Dass nur noch drei Zu-Null-Spiele fehlen, um die unter Jupp Heynckes 2011 aufgestellte Serie von zehn weißen Westen hintereinander zu egalisieren, ist kein Zufall, sondern das Produkt harter und zielgerichteter Arbeit. „Der Lauf fühlt sich gut an“, sagte Müller, Neuer schob hinterher: „Die Serie gebührt uns allen.“ Hinten läuft‘s – und wenn vorne Harry Kane nicht trifft, springt halt ein Innenverteidiger ein. Müllers Interpretation des Ecken-Tors durch Kim lautete übrigens: „Genialer Schachzug.“ Auch das wieder: treffend formuliert.
H. RAIF, P. KESSLER, M. BONKE