Kein Durchkommen für Tobias Rieder: Mannheims Abwehr stand sicher gegen den EHC. © Red Bull/City-Press
München – Auch das noch: Spott für den Verlierer. „In München steht ein Hofbräuhaus, oans, zwoa, g‘suffa“, dröhnte es aus den Boxen in der Mannheimer Arena. Die Eishockey-Variante von „Zieht den Bayern die Lederhosen aus“, wenn ein Münchner Club am Verlieren ist. So wie der EHC Red Bull am Sonntagabend: 1:4 bei den Adlern in Mannheim. „Ein Sieg hier“, meinte Tobias Rieder, für diese Saison der zentrale Neuzugang, „wäre ein Statement gewesen.“ Eine Stellungnahme war es jedoch nur in die Richtung, in die der EHC nicht zu denken gewohnt ist: bergab. Nach 22 Spieltagen sieht es sehr danach aus, als müsste das ehemalige Meisterteam (letzter Erfolg 2023) um Platz sechs kämpfen und die direkte Qualifikation für die Playoffs.
Mannheim und der EHC hatten eine vergleichbare Ausgangslage. Beide hatten das vorangegangene Match verloren. Die Münchner in der Verlängerung 3:4 zu Hause gegen Nürnberg, die Adler waren in Schwenningen 2:6 vorgeführt worden. „Aber das war ein großartiges Beispiel dafür, dass man nicht bereit ist, mit einer Niederlage zu leben“, erklärte Mannheims Trainer und Manager Dallas Eakins den Wandel seiner Mannschaft. „Oft ist es so, dass die Spieler ihre Fehler fortsetzen, doch wir haben die Niederlage hinter uns gelassen, jeder hat seinen Job erledigt.“ Solide Pflichterfüllung genügte, um den EHC München im Griff zu haben. Er fand vor allem im ersten Drittel nicht statt.
Pierre Allard sagte in der Pressekonferenz, dass Cheftrainer Max Kaltenhauser im Grunde die ganze Woche nicht zur Verfügung gestanden habe. Allard, selbst seit Jahren ein stiller Assistent, der in der zweiten Reihe arbeitet, dankte Manuel Latusa und Patrick Dallaire für die Spielvorbereitung. Latusa ist von der U18 der Red-Bull-Nachwuchsakademie in Liefering ausgeliehen, Dallaire eigentlich für die Torhüter zuständig. Kaltenhauser fehlt aufgrund „dringender persönlicher Gründe“, wie der EHC mitteilt.
Der EHC München hat einige Baustellen. Torgefahr geht fast nur von der nordamerikanischen Angriffsreihe aus (Chris DeSousa, Taro Hirose, Adam Brooks), torlos sind die im Vorjahr starken Stürmer Veit Oswald und Nikolaus Heigl, die aber aufgrund der U23-Regelung gesetzt sind. Auch von Kapitän Patrick Hager kommt offensiv wenig, nach 17 Spielen steht er bei fünf Scorerpunkten. Am Donnerstag gegen Nürnberg hatte er die Topchance der Verlängerung – und traf das Außennetz des freien Ice-Tigers-Tors.
Zu spüren bekommen könnte der EHC die Tücken des Spielplans. Bislang wurde er von der Liga mit Terminen in der schönen neuen Halle verwöhnt, doch die Hälfte des Heimprogramms ist mit 13 Spielen schon vorbei – die Konkurrenz hat bis zu vier weniger und entsprechend mehr noch vor sich. Auswärts muss München noch 17 Mal antreten, viermal öfter als jeder andere. Am Freitag geht es nach Wolfsburg. Traditionell unangenehm. In München könnte wieder ein Hofbräuhaus stehen.
GÜNTER KLEIN