Im Zweifel gegen 1860?

von Redaktion

0:6 nach Elfmetern – Löwen fühlen sich bei strittigen Szenen benachteiligt

16. Spieltag, 1:2 gegen Rostock: Schifferl bekommt den Ball von Kinsombi gegen die Hand geschossen. © IMAGO

15. Spieltag, 1:1 in Aachen: Kozuki bringt Bentley-Bexter Bahn zu Fall, allerdings klar außerhalb des Strafraums. © IMAGO

10. Spieltag, 2:2 in Unterhaching: Skarlatidis trifft vom Punkt zum 1:1 – zuvor hatte Verlaat Maier leicht berührt. © IMAGO

11. Spieltag, 2:2 gegen Osnabrück: Conus war schneller am Ball als Kozuki – Simakala trifft vom Punkt zum Endstand. © IMAGO

4. Spieltag, 2:1 in Ingolstadt: Beim Stand von 2:0 geht Testroet nach Schifferls Zupfer zu Fall – und trifft vom Punkt. © IMAGO

3. Spieltag, 1:3 gegen Viktoria Köln: Güler trifft gegen Vollath – Auslöser war eine Strafraum-Kollision Bähr/Sticker. © Sampics

München – Null zu sechs (0:6) – im Fußball eine deutliche Niederlage. Und so fühlen sich die Löwen auch – niedergeschlagen. Der Grund: Sechs ihrer 27 Gegentreffer sind durch Elfmeter zustande gekommen, teilweise in spielentscheidenden Phasen und so, dass 1860 sich einen VAR gewünscht hätte. Exakt null ist dagegen die Anzahl der Strafstöße, die die Schiedsrichter in dieser Saison für die Löwen gepfiffen haben.

„Es häuft sich“, klagte Argirios Giannikis am Samstag, nachdem Rostock sein Team mit einem Treffer vom Kreidepunkt besiegt hatte (1:2). Steckt ein Muster dahinter, wie Sportchef Christian Werner unlängst vermutete? Zumindest fühlen sich die Löwen in strittigen Szenen benachteiligt. „Die Elfmeter gegen uns werden sehr leicht gepfiffen – und schwer für uns“, schimpft der Trainer: „Die Waagschale ist nicht auf unserer Seite.“ Ist dem wirklich so? Ein genauer Blick auf den Elfmeter-Sechserpack, der 1860 so erzürnt.

3. Spieltag: Viktoria Köln führt verdient in Giesing (0:2), dann jedoch trifft Raphael Ott per Fallrückzieher – und die Löwen hoffen wieder, zumindest bis zur 81. Minute. Da kollidieren Bähr und Sticker im Strafraum – es gibt Strafstoß, den Ex-Löwe Güler zum 1:3-Endstand verwandelt. Ex-Bundesliga-Schiedsrichter Babak Rafati legt sich bei liga3-online fest: „Kein Foul!“ Bähr habe den Ball weggespitzelt, Sticker das zum Anlass genommen abzuheben. Daher: Fehlentscheidung!

4. Spieltag: Die Löwen haben in Ingolstadt alles im Griff, liegen 2:0 vorne, doch es kommt noch mal Spannung auf: Testroet trifft per Strafstoß (86.), nachdem Felix Bickel den Trikotzupfer von Schifferl erkannt hat, nicht aber Testroets Abseitsstellung zuvor. Rafatis Einschätzung: „Eine Fehlentscheidung, die Abseitsposition zu ignorieren und das anschließende Trikotvergehen zu ahnden.“ 1860 bringt den 2:1-Sieg trotzdem über die Zeit.

10. Spieltag: 1860 stellt den Spielverlauf im S-Bahn-Derby auf den Kopf (0:1 Hobsch/33.), doch nach der Pause schlägt Haching zurück. Maier fällt im Zweikampf mit Verlaat – Skarlatidis lässt Vollath beim Elfmeter keine Chance. Am Ende steht es 2:2, doch Rafati hat bei der Szene Verlaat/Maier keinen strafbaren Kontakt erkannt: „Gerade im Strafraum sollte nur bei klaren Aktionen und Foulspielen gepfiffen werden, zumal die Schiedsrichter dazu angehalten sind, keine sog. ,Soft-Penaltys‘ zu pfeifen.“ Nächste Fehlentscheidung!

11. Spieltag: Beim 2:2 gegen Osnabrück wird Hobsch ein klarer Elfmeter verwehrt, später dafür einer für den VfL gepfiffen, nachdem Kozuki und Conus gleichzeitig zum Ball gingen. Simakala erzielt vom Punkt den 2:2-Endstand – für Rafati sind die Löwen in diesem Spiel gleich doppelt benachteiligt worden. Szene eins: „Fehlentscheidung, auf Stürmerfoul anstatt auf Elfmeter und Rot zu entscheiden.“ Szene zwei: „Auch, wenn der Faller des Angreifers spektakulär aussieht, liegt kein Foulspiel vor. Somit eine Fehlentscheidung, Elfmeter zu geben.“

15. Spieltag: Allen Löwen noch frisch im Gedächtnis ist das 1:1 in Aachen – mit einer Strafstoß-Führung für die Gastgeber, nachdem Kozuki den Schützen Bahn zu Fall gebracht hat. „Das Foul war einen Meter außerhalb“, ereiferte sich Giannikis, und auch Rafati legt sich fest: Freistoß statt Elfmeter wäre richtig gewesen. Allerdings habe 1860 später auch Glück gehabt, denn Bährs Handspiel auf der Strafraumlinie sei strafstoßwürdig gewesen (64.).

16. Spieltag: Schließlich das 1:2 gegen Rostock, das die Löwen endgültig auf die Palme brachte. Wohl zu Recht, denn über Schifferls Handspielszene urteilt Rafati: „Der Arm ist beim Berühren des Balles in natürlicher Haltung, sodass er nicht vorher zur Vergrößerung der Körperfläche eingesetzt wurde.“ Bedeutet: Elfmeter-Fehlentscheidung Nummer 6. Sportchef Werner befürchtet fatale Langzeitfolgen: „Hochgerechnet auf eine Saison kann das über Platz 3 oder 13 entscheiden.“
ULI KELLNER

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