„Es herrscht Anarchie“

von Redaktion

Football-Deutschland im Streit: Konflikt zwischen Verbänden verschärft sich

AFVD-Vizepräsident Andreas Kegelmann. © IMAGO

ELF-Boss Patrick Esume. © IMAGO.

München/Hamburg – „Was ist jetzt schon wieder los?“ Diese Frage stellt sich nicht nur Gerald Meier, Sportdirektor der Munich Cowboys, sondern ganz Football-Deutschland.

In einer scharfen Pressemitteilung hatte ELF-Boss Patrick Esume die Wechselvereinbarung zwischen der europäischen Liga und American Football Verband Deutschland (AFVD) mit sofortiger Wirkung für beendet erklärt. „Es hat sich gezeigt, dass diese Vereinbarung nur einer Seite nützte – nämlich dem AFVD. Wir haben in den vergangenen Monaten immer wieder die Hand ausgestreckt, waren offen für Gespräche, um unseren Sport gemeinsam weiterzuentwickeln und nach vorn zu bringen. Doch es kam nichts zurück, jeder Vorschlag, jeder Impuls von unserer Seite wurde abgelehnt und blockiert“, heißt es. Die Transfervereinbarung sollte verhindern, dass Spieler wild zwischen ELF und GFL hin und her wechseln und den Teams mehr Planungssicherheit ermöglichen. Die Cowboys hatten beispielsweise einst zahlreiche Spieler an die Munich Ravens verloren. „Ohne diese Regel herrscht Anarchie“, so Meier.

Hintergrund des Konfliktes ist wohl, dass sich der AFVD von Trainern, z. B. auf Nationalmannschaftsebene, trennte, die ein ELF-Engagement annahmen. Unter anderem traf es Ex-Cowboys-Trainerin Nadine Nurasyid infolge ihrer Tätigkeit bei den Stuttgart Surge. Meier kritisiert das Vorgehen beider Parteien: „Was der AFVD macht, ist ein No-Go und verhärtet nur weiter die Fronten. Dass die ELF dann aber wegen der Trainer-Problematik eine Regel aufhebt, die die Spieler betrifft, ist auch nicht richtig. Diese Grabenkämpfe nerven mich und schaden der Außendarstellung des Footballs allgemein.“

Im Anschluss an das ELF-Statement äußerte sich auch der AFVD: „Wir bedauern, dass die ELF die Zusammenarbeit als einseitig zugunsten des AFVD betrachtet. Der AFVD hat für die besten deutschen Spieler, egal aus welcher Liga, den Weg in die Nationalmannschaft geebnet, ohne die Spieler an den Kosten zu beteiligen. Diese wurden vom AFVD getragen und damit von allen Vereinen in Deutschland. Der AFVD setzt sich weiterhin für einen konstruktiven Austausch mit allen Partnern ein und hofft auf eine Einigung, die umsetzbare Forderungen auf beiden Seiten berücksichtigt.“ Sätze, die bei Gerald Meier auf wenig Verständnis stoßen: „Mich irritiert dieses Statement, da der Inhalt nicht im direkten Zusammenhang mit der eigentlichen Problematik steht.“

Doch nach einer Lösung sieht es nicht aus, stattdessen hat der Streit eine neue Eskalationsstufe erreicht. Der von Spielern und Fans geschätzte Nationaltrainer Shuan Fatah wurde entlassen, da er im September als neuer Head Coach der Hamburg Sea Devils in der ELF vorgestellt wurde. Eine Doppelbelastung lasse sich nicht vereinbaren, so Andreas Kegelmann vom AFVD. Doch vielmehr scheint es, dass der erfolgreiche Fatah aufgrund der kurzsichtigen Rangeleien zwischen Verband und Liga gehen musste. Statt vom Aufwind des steigenden Interesses an der Sportart zu profitieren, bekämpft sich der Football in Deutschland (mal wieder) selbst.
CLAAS SCHÖNFELD

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