Seine Sammlung an Weltcupkugeln wird Marcel Hirscher nicht mehr erweitern können. © dpa/Barbara Gindl
Nur kurz weggerutscht: Doch die Belastung für Hirschers linkes Knie war zu groß. © Instagram
Reiteralm – Es ist das schmerzhafte Ende seines Herzensprojekts. Ski-Star Marcel Hirscher hat sich im Training einen Kreuzbandriss zugezogen und fällt für den Rest der Saison aus. Womöglich ist auch die Karriere des 35-Jährigen beendet. „Vielleicht bin ich jetzt endgültig fertig mit meiner Reise“, sagte Hirscher in einer Mitteilung seines Teams. „Was bleibt, ist die Liebe zum Skifahren“, schrieb der einstige Alpin-Dominator zudem bei Instagram.
Hirscher war nach mehr als fünf Jahren Pause zu Beginn dieser Saison in den Weltcup zurückgekehrt. Sein Comeback elektrisierte die Ski-Welt. Auf Schritt und Tritt war der achtmalige Gesamtweltcupsieger beim Auftaktwochenende in Sölden Ende Oktober medial begleitet worden. Im Riesentorlauf auf dem Rettenbachferner fuhr er auf Anhieb in die Punkte, in den anschließenden Slaloms von Levi und Gurgl ging er dann allerdings jeweils leer aus.
Der zweimalige Olympiasieger und siebenfache Weltmeister hatte schon vor der Saison versucht, die öffentlichen Erwartungen zu dämpfen. Spätestens nach den ersten drei Saisonrennen war ihm aber endgültig klar, wie sehr sich Konkurrenz und Material während seiner langen Abwesenheit weiterentwickelt haben. So sei er „fehl am Platz“, sagte Hirscher nach seinem Aus in Gurgl.
Schmerzensschrei auf dem Video zu hören
Er wollte in der Zeit bis zu den Technik-Rennen im französischen Val d‘Isère am 14. und 15. Dezember intensiv arbeiten und dort dann noch mal voll angreifen.
Nun ging die zunächst für einen Winter geplante Rückkehr abrupt zu Ende. In den Sozialen Medien postete Hirscher ein Video, das ihn bei einer Trainingsfahrt auf der Reiteralm in Österreich zeigt. Der Routinier rutschte an einer Stelle kurz weg, ohne zu stürzen. Im Video ist ein Schmerzensschrei zu hören. „Kreuzband weg, Projekt vorbei“, kommentierte Hirscher das Drama, das sich am Montag ereignet hatte. Noch am selben Abend wurde sein linkes Knie in Graz operiert. Hirschers Freund und ehemaliger Konkurrent Felix Neureuther sagt unserer Zeitung: „Beim heutigen Material geht einfach alles sehr schnell. Das beweist Marcels Fall leider wieder einmal. Denn gerade er war eigentlich nie wirklich verletzt.“
Ein „harter Cut“ sei das, was ihm widerfahren sei, so Hirscher. Es werde fortan „sicher hart, bei den Rennen zuzuschauen“. Vor allem die alpine Ski-WM in Saalbach-Hinterglemm im Februar war noch ein Ziel des 67-fachen Weltcupsiegers. Er fuhr seit dieser Saison für seine eigene Skimarke und nicht mehr für Österreich, sondern die Niederlande, das Heimatland seiner Mutter. Er wollte keinem der jüngeren Fahrer den Weg in den Kader des ÖSV verbauen, weil er einen Platz beanspruche.
Die vergangenen acht Monate seien „intensiv“ gewesen und hätten ihm „sauviel Spaß gemacht“, erklärte Hirscher. Er danke allen, „die diese unglaubliche Reise ermöglicht und mich auf ihr begleitet haben“. Als aktiver Fahrer ist sie für ihn vermutlich vorbei.
Neureuther: „Marcel bleibt trotzdem der Größte überhaupt, daran ändert sich überhaupt nichts. Und mit seiner Rückkehr hat er dem Skisport schon jetzt viel gegeben. Bisher konnte er die Puzzlestücke noch nicht ganz zusammensetzen, aber er war auf einem sehr guten Weg, und ich bin mir sicher, dass er wieder sehr schnell Ski gefahren wäre.“
DPA/MM